1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Fünftes Kapitel.
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in dem würdigen Manne, der bis zu seinem 1770 erfolgten Tode an dem
Glanze seines geliebten Göttingens rastlos arbeitete. Bald genossen die
Kurlande durch das Erwachen eines frischen Strebens in jedem Gebiete
der Wissenschaft die Früchte der neuen Universität. Auch Helmstedt, wel-
ches hinter der Schwesterstadt nicht zurückbleiben wollte, entfaltete ein ju-
gendliches Leben, und wußte die Liebe zu schätzen, mit welcher Ludwig Ru-
dolph seiner pflegte.
Nach der Einnahme der celleschen Erbschaft hatte Georg Ludwig das
Consistorium seines Oheims mit dem zu Hannover vereinigt; seit der Er-
werbung von Bremen und Verden besaßen die Kurftaaten in diesen Her-
zogthümern eine zweite Behörde der Art. Mit dem höchsten Nachdruck
nahm sich Georg Ii. seiner in manchen Gegenden Deutschlands bedrückten
Glaubensbrüder an, und zwang den unduldsamen Erzbischof von Salz-
burg, seinen protestantischen Unterthanen die freie Auswanderung in solche
Länder zu gewahren, wo man der Ausübung ihres Glaubens keine Fesseln
anlegte. In Folge dessen fand eine bedeutende Anzahl Familien der be-
drängten evangelischen Gemeine des Erzbisthums Salzburg in den Kuc-
landen und im Herzogthum Braunschweig gastliche Aufnahme. Noch war
die Zeit der häufigen Reibungen zwischen den Anhängern der römischen
Kirche und denen der Reformation keinesweges im nördlichen Deutschland
vorüber; beide Parteien betrachteten einander mit dem höchsten Mißtrauen,
und die calenbergischen Stände vermochten ihren Unwillen nicht zu der-
gen, als unter der Regierung von Georg Ludwig die von Ernst August
gegebene Zusage hinsichtlich des Aufbaues einer katholischen Kirche in der
Stadt Hannover in Erfüllung ging. Doch wurde den Ständen die Zu-
sicherung vom Landesherm gegeben, daß keine Ordensleute in der Residenz
geduldet werden sollten. Bewies Georg Ludwig von dieser Seite eine in
jener Zeit nicht häufige Billigkeit gegen Andersdenkende, so zeigte er von
der andern Seite den hildesheimischen Protestanten, bis zu welchem Grade
sie auf seinen Schutz rechnen könnten. Maximilian Heinrich, aus dem
Hause Baiern, seit 1650 der Nachfolger Ferdinands auf dem bischöflichen
Stuhle zu Hildesheim, ein frommer, duldsamer Herr, hatte gegen den
Willen des Domkapitels für die protestantischen Unterthanen seines Hoch-
stists ein eigenes Consistorium errichtet. Anders dachte der 1702 zum Bi-
schöfe gewählte Joseph Clemens, gleichfalls aus dem baierschen Fürsten-
hause entsprossen. Weil er als Bundesgenosse Ludwigs Xiv. mit der Acht
des Reiches belegt war, versah das Domkapitel von Hildesheim einstweilen
die Regierung des Landes, und zwar mit einer solchen Härte gegen die
Evangelischen, daß sich diese endlich mit der Bitte um Abhülfe ihrer ge-