1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Zweites Buch. Vierter Abschnitt.
Herzog von Braunschweig, drang als Generalfeldmarschall an der Spitze
eines beträchtlichen preußischen Heeres in die Champagne ein, mußte sich
aber nach kurzen Erfolgen vor den für die Vertheidigung des Vaterlandes
glühenden Gegnern zurückziehen. Anfangs hatte man es für eine leichte
Aufgabe gehalten, der gestürzten Regierung in Frankreich das alte Ansehen
wieder zu verschaffen. Jetzt aber beschleunigte der Rückzug den Mord des
Königs und mehrte die Gefahr der an Frankreich grenzenden Lander. Schon
im Anfänge des Jahres 1793 war den meisten Fürsten Europa's durch
die jungo Republik der Krieg angekündigt. Um Holland vor den Franzo-
sen zu schützen, brachen 13000 Hannoveraner auf und vereinigten sich bei
Tournay mit dem englischen Heere des Herzogs von York; von ihnen
wurde, im Verein mit den Oestreichern, Dampierre bei dem Dorfe Famars
(23. Mai) geschlagen. In Folge dessen ergab sich Valenciennes an den
Herzog von Pork, der alsbald sich zur Belagerung von Dünkirchen rüstete.
Gleichzeitig waffnete sich ganz Frankreich, begeistert durch Carnot und die
Liebe zur Freiheit. So geschah es, daß der Feldmarschall von Freitag, der,
um Flock vor einem Ueberfalle zu sichern, sich nach Weststandern gewandt
hatte, bei Hondscoten von dem vielfach starkem Houchard zum Rückzuge
gezwungen wurde-. Damals wurde Prinz Adolph nur durch die Unerschro-
ckenheit seiner Umgebung vor Gefangenschaft bewahrt. Rach diesen Ereig-
nissen mußte Pork die Belagerung von Dünkirchen aufgeben, um sich nach
der Umgegend von Menin zurückzuwenden. Auch in dem darauf folgenden
Jahre (1794) vermochten die verbündeten Heere dem Andrange der Re-
publicaner nicht zu widerstehen. Mit den von Clairfait befehligten Oestrei-
chern stritten die Hannoveraner unglücklich bei Mouscron. Aber auch hier
bewiesen sie sich ihres Namens würdig, und der Heldenmuth des Generals
von Hammerftein, welcher mit einer kleinen Schaar in dem schlechtbefestig-
ten Menin den Angriffen von Moreau und Vandamme trotzte und endlich,
als längere Vertheidigung unmöglich fiel, sich mitten durch die Reihen der
Feinde hindurchschlug, wird unvergeßlich bleiben. Mit immer frischen
Streitkraften drangen die Franzosen unter Pichegru und Jourdan vor.
Anfangs nach Antwerpen, dann nach Geldern mußte der Herzog von York
weichen, bis er sich nach England einschiffte und dem Grafen von Wall-
moden-Gimborn den Oberbefehl übertrug, der endlich das geschwächte und
ermattete Heer nach den Bisthümern Münster und Osnabrück führte. In
der jüngsten Zeit hatte Preußen mit Unlust den Krieg gegen Frankreich
fortgeführt; von den Fürsten des Reichs war eine beklagenswerthe Schlaff-
heit in der schuldigen Stellung der Contingente erwiesen; deshalb konnten
die deutschen Heere den begeisterten Franzosen keinen würdigen Widerstand