1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Zweites Buch. Vierter Abschnitt.
alle europäischen Mächte, mit Ausnahme des einzigen England, ihre Hul-
digungen darbringen sollten. Die muthigsten östreichischen Heere, von den
kühnsten Feldherren geführt, erlagen hinter einander seinen Talenten, und
Kaiser Franz Ii. mußte sich zu den nachtheiligsten Friedensschlüssen beque-
men. Nur England setzte unverdrossen den Krieg gegen Frankreich fort.
Wegen der Strenge, mit welcher dessen Flotten die Schiffe aller Nationen
einer Untersuchung unterwarfen, bildete sich eine s. g. nordische Neutralität,
welcher, gezwungen durch Rußland, auch Preußen beitrat. Hierdurch wurde
das bisherige gute Vernehmen zwischen Friedrich Wilhelm Iii. und Georg Iii.
gestört. Demzufolge besetzte im Frühjahre 1801 ein preußisches Heer das
Kurfürstenthum, welches jedoch schon gegen Ende des nämlichen Jahres,
bei Gelegenheit der Friedensunterhandlungen zwischen Frankreich und Eng-
land, seinem rechtmäßigen Oberherrn wieder übergeben wurde. Ohne die
Entscheidung von Regensburg abzuwarten, woselbst eine Commission er-
nannt war, um für die durch die Abtretung des linken Rheinufers an
Frankreich betheiligten deutschen Fürsten eine Entschädigung ausfündig zu
machen, nahm Preußen von dem Stifte Hildesheim und der Reichsstadt
Goslar 1802 Besitz. Nach dem zu Regensburg 1803 erfolgten Deputa-
tions-Beschlüsse erwarb Preußen überdieß das Elchsfeld, und wurde der
erbliche Besitz des Bisthums Osnabrück dem Kurfürsten von Hannover
zugesprochen.
Bald nach dem Abschlüsse des Friedens zu Amiens brachen die Feind-
seligkeiten zwischen England und Frankreich wieder aus. Unfähig, den
Gegner in seinem eigenen Lande anzugreifen, beschloß Napoleon die Ueber-
ziehung Hannovers. Hier war man auf keine Weise auf eine kräftige Ge-
genwehr vorbereitet. Aber so gering auch der augenblickliche Bestand des
Heeres war, und so entschieden Preußen auch die erbetene Hülfe ablehnte,
hätte man doch durch Widerstand den benachbarten Fürsten Muße geben
können, zu erwägen, daß nur die Vertheidigung Hannovers ihnen die eigene
Sicherheit verbürge. Dagegen lebten die kurfürstlichen Räthe in einer ver-
derblichen Unentschlossenheit. Ohne auf die dringenden Vorstellungen des
Feldmarschalls Wallmoden zu achten, ohne selbst den ausgesprochenen Wil-
len Georgs Iii. zu erwägen, wurden die Rüstungen kraftlos und saumselig
betrieben und das kaum erlassene Aufgebot der gesammten waffenfähigen
Bevölkerung wieder zurückgenommen. Bei einem solchen Verfahren verlor
das Heer das Selbstvertrauen. Noch waren die Regimenter durch Einbe-
rufung der Beurlaubten und durch Werbungen nicht vollzählig, als Mor-
tm bereits mit einem französischen Heere die holländische Grenze überschritt
und in Eilmärschen der Weser nahte. Jetzt wurde jeder Versuch, den