1855 -
Langensalza
: Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
- Autor: Prätorius, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Heinrich Vi.
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(beim der König von Frankreich hatte Lei ihm um Agnes geworben),
doch ließ er sich bald besänftigen und vermittelte den Frieden zwischen
dem Kaiser und Heinrich dem Löwen. Dieser lebte von da an ruhig in
Braunschweig, bis er 1195 starb.
Gegen den König Richard Löwenherz von England, den Schwager
Heinrich's des Löwen, zeigte sich der Kaiser äußerst unedel. Derselbe
wollte von einem Kreuzzuge zurück in sein Land kehren, wurde aber durch
einen Sturm an die Küsten des adriatisehen Meeres verschlagen. Da
verkleidete er sich als Pilger und wollte als solcher durch Deutschland
gehen, wurde aber in Wien erkannt und von dem Herzog Leopold gefangen
genommen, weil er diesen bei der Belagerung von Akkon in Palästina
beleidigt und das östreichische Banner von der Mauer dieser Stadt her-
unter gerissen hatte. Als Heinrich dieses erfuhr, ließ er sich den König
ausliesern und hielt ihn so lang' in enger Hast, bis er sich durch ein
Lösegelv von 100,000 Mark Silber daraus besreiete. Die ^deutschen
Fürsten und der Papst schalten laut diese Ungerechtigkeit.
Mit diesem Geld und mit neuen Truppen versehen kehrte der Kaiser
nach Italien zurück, woselbst Tanered bereits 1194 gestorben war,
eroberte Neapel und Sieilien, und waltete mit unerhörter Habsucht und
Grausamkeit daselbst. Er führte das Gold und Silber und die Kost-
barkeiten in solcher Menge von dannen, daß 160 Lastthiere dazu nöthig
waren, sie nach seinem Schlosse Trifels am Rhein zu bringen. Die Großen,
die sich empört hatten, ließ er blenden und dann aus glühenden Stühlen
mit glühenden Kronen auf den Häuptern zu Tode martern. Dadurch
wurde bei den übrigen Gehorsam und Treue erwirkt. —
Nach Deutschland zurück gekommen, suchte er die Fürsten zu bewegen,
ihrem alten Wahlrechte zu entsagen und seinem Hause die Krone erblich
zu überlassen, er versprach ihnen dafür die Erblichkeit ihrer Lehngüter.
Allein die Fürsten mochten sieh hierzu nicht entschließen, und er kehrte
nach Italien zurück, um neue Gährungen daselbst grausam zu unterdrücken.
Doch der Tod ereilte ihn dort so schnell, daß Einige sogar seine Gemahlin
Constantia verdächtigten, ihn vergiftet zu haben (1197). Im Dom zu
Palermo ward er begraben.
Philipp von Schwaben und Otto «V.
Als Heinrich Vi. starb, war dessen Sohn Friedrich erst vier Jahre
alt, und es war voraus zu sehen, daß ihn die deutschen Fürsten bei der
bevorstehenden Königswahl nicht berücksichtigen würden, zumal da die