1855 -
Langensalza
: Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
- Autor: Prätorius, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
200 Erster Abschn. Den der Reformation dis auf den westphälifchen Frieden.
dadurch genöthigt, heim in sein Land zu eilen, um seinen Vetter aus dem
selben zu vertreiben. So ward der schmalkaldische Bund getrennt, und
mehrere seiner bedeutendsten Glieder, als der Pfalzgraf bei Rhein, der
Herzog von Würtemberg, die Städte Ulm und Augsburg wurden ge-
demüthigt und zu Gehorsam gebracht. Der Herzog von Würtemberg bat
kniefällig um deu Frieden und bezahlte dafür 150,000 Goldgulden;
Augsburg ebensoviel, Ulm 100,000, andere Städte nach Verhältniß.
Dem Bunde sollten sie entsagen, dem Kaiser Hilfe senden, um die noch
aufrecht stehenden Häupter zu fällen. Außerdem verloren sie ihr Geschütz,
mußten Besatzung nehmen und entwaffnet das Urtheil des Kaisers, welches
Karl erst am Ende des Krieges über die Strafbaren aussprechen wollte,
erwarten. Die Stadt Frankfurt a. M., welche am 29. December 1546
ebenfalls dem Kaiser übergeben ward, mußte 80,000 Goldgulden zahlen,
ungerechnet der übrigen Geschenke. Ihre sämmtlichen außerordentlichen
Uukosten in diesem Kriege betrugen bis zum Schluß des Jahres 1547
nicht weniger als 228,931 Goldgulden 12 Batzen 10 Heller. —
Der Kurfürst von Sachsen vertrieb zwar den Herzog Moritz aus
seinem Lande; doch dieser zog gen Böhmen, woselbst der Kaiser ein großes
Heer bei Eger zusammen brachte. Mit Beginn des nächsten Frühjahrs
brach er mit demselben unverzüglich gegen Sachsen auf, und als er ver-
nahm, der Kurfürst habe sich gen Wittenberg gewandt, zog er ihm nach
der Elbe entlang. Am 24. April 1547 stand der Kurfürst mit 6,000 Mann
Fußvolk und 3,000 Reitern auf der Lochauer Haide unweit Mühlberg
an der Elbe. Dicker Nebel deckte den Fluß; da schwammen zehn spanische
Hackenschützen, den Säbel zwischen den Zähnen tragend, durch denselben
und brachten die schlecht besetzte Schiffbrücke des Feindes herüber; ein
.Bauer aber, dem die Sachsen zwei Pferde mit fortgeführt hatten, zeigte
aus Rachsucht und Geldgier dem kaiserlichen Obersten Herzog Alba
eine bequeme und sichere Furt. So setzte dieser mit der Reiterei über
die Elbe; die Sachsen zogen sich in Schlachtordnung zurück, wurden jedoch
bald eingeholt und vermochten der ungestümen Tapferkeit der neapolitanischen
Reiterei und der Schützen des Herzogs Moritz nicht zu widerstehen.
Der Schrecken kam über sie und mit ihm Unordnung und Flucht. Der
Kurfürst selbst, der sich anfänglich in einer Kirche befand, um eine Predigt
anzuhören, und der deßhalb wol die nöthigen Vorkehrungen zur Verthei-
digung des rechten Elbusers versäumt hatte, wehrte sich, obschon er ein
woblbeleibter und darum unbehilflicher Mann war, sehr tapfer gegen
Welsche, Ungarn und Spanier, die ihn umringten, bis ihm das Blut