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1. Die Geschichte der Deutschen - S. 229

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
229 Ferdinand Ii. Dreißigjähriger Krieg. Äuftav Adolph. Kinder, Greise werden gemordet, Säuglinge gespießt und in die Flammen geschleudert; denn schon seit zehn Uhr Morgens wüthete auch das Feuer. Kein Gräuel ist zu denken, der nicht geübt, keine menschliche Qual, die an diesem Tage nicht erduldet wurde. Einige Hauptleute, die das Ent- setzliche nicht mehr anzusehen vermochten, baten den Tilly, dem Wüthen der Soldaten ein Ende zu machen; doch der antwortete kalt: „Kommet in einer Stunde wieder. Der Krieger muß für seine Mühe und Gefahr auch eine Belohnung haben." Abends 10 Uhr war die alte große Stadt bis auf den Dom, das Lieb- frauenkloster und wenige Fischerhäuser an der Elbe ein Schutthaufen. Mehr als 20,000 Menschen waren umgekommen. Erst zwei Tage nach- her fand man in dem Dom noch etwa 1,000 Personen schon halb ver- hungert; die ließ Tilly speisen und tränken. Er ließ im Dom das Tedeum singen und die Kanonen abfeuern und nach Wien berichten: „Seit Trojas und Jerusalems Zerstörung sei solch ein Sieg nicht ge- sehen worden; aber es war der letzte Tag seines Glückes. — Tief er- schüttert vernahmen alle Protestanten die Kunde, von Magdeburgs Fall; Gustav Adolph aber wälzte die Schuld. feierlich auf die Häupter der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg. Er wandte sich hierauf nach Kursachsen, wohin Tilly seine Heere ebenfalls führte, um den Kurfürsten Johann Georg zu züchtigen. Auf dem breiten Felde stießen beide Heere den 7. September 1631 auf einander, und Tilly, der sich bis dahin rühmen konnte, noch keine Schlacht verloren zu haben, ward hier blutig überwunden. Triumphirend zog hierauf Gustav Adolph durch Deutsch- land; Tilly stellte sich ihm am 16. April 1632 am Lechstrom mit dem bairischen Heere entgegen, ward aber nicht nur abermals geschlagen, son- dern auch selbst so verwundet, daß er am 30. April in Ingolstadt starb. Der Schwede zog gen München. Die Stadt war in großer Angst, denn die Baiern hatten einzelne Schweden auf grausame Weise mißhandelt, gemordet und gar die Leichname noch verstümmelt und fürchteten daher die Rache des Königs. Doch der empfing die Abgeordneten von München, welche ihm die Schlüssel der Stadt überbrachten, gnädig. Er sprach zu ihnen: „Ihr habt es gut gemacht, und eure Unterwerfung entwaffnet mich. Mit Recht hätte ich an eurer Stadt das Unglück Magdeburgs rächen können; allein fürchtet nichts, gehet in Frieden und seid eurer Güter und eurer Religion wegen unbesorgt. Mein Wort gilt mehr als alle Kapitulationen von der Welt." — Baiern war größtentheils von den Schweden besetzt; der Kurfürst hatte sich nach Regensburg geflüchtet.
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