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1. Die Geschichte der Deutschen - S. 265

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
Joseph ü. 265 schlossen, ohne weitere Veranlassung, Rußland, Oestreich und Preußen einen Vertrag, worin sie Polen unter sich Heilten. König Stanislaus behielt nur einen kleinen Rest des Landes und war gänzlich abhängig von jenen drei Mächten. Maria Theresia schrieb zwar ihrem Minister, dem Fürsten Kaunitz: „sie schäme sich wegen dieser Sache, wo für eitlen Landbesitz die Ehre in die Schanze geschlagen werde, sich vor der Welt sehen zu lassen"; doch rückten ihre Truppen ebensowohl wie die russischen und preußischen in Polen ein, um ihren Landesantheil in Besitz zu neh- men. Später ward noch mehremal an Polen getheilt und zwar so lange, bis nichts mehr von ihm zu vertheilen da war. Bald hernach (1777) starb der Kurfürst Maximilian Joseph von Baiern ohne Kinder. Da suchte der Kaiser Joseph alte Ansprüche her- vor, rückte rasch mit einem Heere in Baiern ein und besetzte es; der nächste Erbe dieses Landes aber, der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz, ließ sich cinschüchtern und unterschrieb einen Vergleich, nach welchen! er zwei Drittheile von Baiern an das Haus Oestreich abtrat, um nur ein Drittel davon zu behalten. Friedrich Ii. war hiermit keineswegs einverstanden; er ermuthigte den nächsten Nachfolger von Karl Theodor, den Herzog von Zweibrücken, gegen diesen Vergleich zu protestiren, und ergriff in Verbindung mit Sachsen die Waffen gegen Oestreich. Doch kam es dießmals nicht zu bedeutenden Feindseligkeiten. Frankreich und Rußland vermittelten die Sache, und so kam den 13. Mai 1779 der Friede zu Tesche n zu Stande. Oestreich erhielt nach demselben den Theil Niederbaierns zwischen dem Inn, der Salza und Donau, bezahlte dagegen an Sachsen für dessen Ansprüche auf die Allodialverlassenschaft 6 Millionen Thaler. Später suchte der Kaiser Joseph den Kurfürsten zu einem Austausch Baierns gegen den größten Theil der östreichischen Niederlande zu bewegen. Auch dieser Tausch schien Friedrich Ii. für die deutsche Neichsverfassung in mehrfacher Hinsicht gefährlich; er verhinderte ihn daher ebenfalls und schloß zur Erhaltung derselben mit Kursachsen und Hannover im Jahre 1785 den deutschen Fürstenbund, welchem bald noch mehrere norddeutsche Fürsten beitraten. Das war das Letzte, was dieser große König in Deutschland Bedeutendes wirkte; den 17. August 1786 starb er 74 Jahre alt. Seine große Gegnerin, Maria Theresia, war schon 1780 aus dem Leben geschieden. Da fing der Kaiser Joseph Ii. rasch an, die Ver- hältnisse in seinen Staaten umzugestalten. Er wollte Bildung und Aus klärung verbreiten und sein Volk von alten Lasten möglichst befreien.
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