1855 -
Langensalza
: Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
- Autor: Prätorius, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Napoleon herrscht gewaltig.
gesetzt. Aber das spanische Volk erhob sich dagegen mit bitterem Grimme,
und obschon dem Napoleon noch die Truppen des Rheinbundes dort
redlich und tapfer beistanden, so war er doch nicht int Stande, das em-
pörte Volk Spaniens zum Gehorsam und zur Unterwerfung zu bringen.
Inzwischen hatte der Kaiser Franz von Oestreich^ sein Volk aufge-
rufen zum Kampfe für Deutschlands Unabhängigkeit und Nationalehre.
Viermalhunderttausend Oestreicher standen unter den Waffen 1809; sie
waren in drei Heere vertheilt. Mit dem ersten zog der Erzherzog Karl
gegen den Rhein, mit dem zweiten der Erzherzog Ferdinand gegen Polen,
und das dritte führte der Erzherzog Johann gegen Italien. Rasch eilte
Napoleon aus Spanien zurück, und die Truppen des Rheinbundes standen
ihm zur Verfügung. Mit ihnen verstärkt, schlug er die Oestreicher bei
Thann, Abensberg, Landshut, Eckmühl und Negensburg vom 19—23.
April 1809, so daß der Erzherzog Karl nach Böhmen zurück weichen
mußte. Am 10. Mai schon besetzte Napoleon Wien und nahm fein
Hauptquartier in dem kaiserlichen Lustschloß Schönbrunn. Von hier
aus erklärte er am 17. Mai, „die weltliche Herrschaft des Papstes habe
aufgehört." Der Kirchenstaat ward mit dem französischen Kaiserreiche
vereinigt, Rom eine freie kaiserliche Stadt. Bald nachher ward der
Papst Pius Vii. gefangen nach Frankreich geführt.
Der Erzherzog Karl rückte inzwischen mit 75,000 Mann aus Böh-
men heran, um Wien zu entsetzen. Da kam cs am Pfingstmontag den
21. Mai bei den Dörfern Aspern und Eßlingen zu einer zweitägigen
mörderischen Schlacht. Die Franzosen verloren hier viele Menschen
(allein 3,000 Kürassier-Panzer lasen die Oestreicher aus dem Schlachtfelde
auf) und mußten sich auf die Insel Lobau, welche in der Donau liegt,
zurück ziehen. Doch die Oestreicher benutzten ihren Sieg nicht schnell ge-
nug ; sechs Wochen lang standen die Armeen unthätig einander gegenüber,
da ging Napoleon zum zweitenmale über die Donau und besiegte den
tapferen Erzherzog Karl aiü 5. und 6. Juli in der blutigen Schlacht
bei Wagram. Erzherzog Johann hatte diesem nicht zu Hilfe kommen
können; er war von dem Vicekönig von Italien, Eugen Beauharnois, bei
Raab geschlagen worden, und auch die Polen hatten den Erzherzog
Ferdinand zum Rückzug gezwungen. Erzherzog Karl führte die Oestreicher
nach der Schlacht bei Wagram nach Mähren zurück. Am 14. Oktober
1809 ward zu Schönbrunn Friede geschlossen. Obstreich verlor durch
denselben über 2,000 Quadratmeilen Landes mit 3 '/2 Millionen Einwohnern.
Während dieser Zeit hatte der preußische Major von Schill seinen