1839 -
Wesel
: Bagel
- Hrsg.: Gailer, Jacob Eberhard, ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Er lud ihn sogar ein, bei ihm zu wohnen; doch Jakob wich klüglich
aus und nahm auch das Anerbieten, mit ihm zu reisen, nicht an, da
er kleine Kinder habe, welche den Weg nicht so schnell machen können,
und er auch seine Heerden nicht übertreiben dürfe; sogar die ihm
angetragene Bedeckung schlug er aus, zufrieden, daß er so unerwartet
freundlich aufgenommen und behandelt worden war. So wandte sich
Esau wieder nach Seir in Arabien, und Jakob zog mit den Seinigen
und seinen Heerden nach Salem im Lande des Sichern, Sohn des
Heviterö Hemor, in Kanaan. Hier lebte er geraume Zeit äußerst
glücklich, und sein häuslicher Sinn, seine außerordentliche Thätigkeit,
die große Sorgfalt, die er den Seinigen widmete, sowie seine innige
Ergebenheit in Gottes Willen blieben nicht ohne Segen. Doch, daß
kein Glück lange ungetrübt sey, mußte auch er wiederholt erfahren.
Dina, eine Tochter der Lea, wurde von Sichern, dem Sohn Hemors,
welcher Herr des Landes war, entehrt, worauf ihre Brüder Simeon
und Levi schreckliche Rache nahmen, indem sie beide mit der Schärfe
des Schwerts tödteten und den Ort rein ausplünderten. Da sich aber
Jakob nach solchem Vorgang nicht mehr sicher in dieser Gegend glaubte,
zog er auf Befehl von oben nach Bethel, ohne daß er mit den Sei-
nigen unterwegs angefochten worden wäre. Nicht weit von Bethel
entfernt, in Ephrat, dem späteren Bethlehem, brachte Rahel dem Jakob
noch einen Sohn zur Welt, den sie Benjamin nannte. Doch ein neuer
Schlag für ihn! Diese Niederkunft, von erschwerten Umständen begleitet,
kostete die geliebte Nahel das Leben, und Rubens leichtfertiges, frevel-
haftes Benehmen machte Jakob ebenfalls unsäglichen Kummer. Indessen
sollte auch noch die Stunde der Freude für ihn schlagen. In Joseph
erblühte ihm der Trost seines Alters. Von ihm dringend aufgefordert,
zog er mit seinem ganzen Hause nach Aegypten, sah den Glanz, der
seinen geliebten, nach seiner Meinung schon längst nimmer unter den
Sterblichen weilenden Sohn umgab und lebte noch geraume Zeit unter
seinem mächtigen Schutze glücklich. Kurz vor seinem Dahinscheiden
versammelte er noch seine Söhne um sein Bette und ertheilte ihnen
seinen Segen, während er mit begeisterter Ahnung die künftigen Schick-
sale seines Geschlechts vorhersagte. Das Vorrecht der Erstgeburt erhielt
sein vierter Sohn Juda, da Rüben, Simeon und Levi sich durch ihre
Frevelthaten dessen unwürdig gemacht hatten, und den Söhnen Josephs,
Ephraim und Manasse, gab er gleiches Recht mit seinen Söhnen.
Unter den zwölf Stämmen, in welche nachher die Israeliten nach dem
Namen der Söhne Jakobs und Josephs (der Stamm Levi bekam keine
Ländereien, sondern wurde, als zum Priesterstande bestimmt, unter die