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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 42

1839 - Wesel : Bagel
42 dienst gemacht, sondern zu etwas Höherem aufbewahrt zu seyn schien, und seine Vorzüge würdigend, vertraute er ihm die Oberaufsicht über sein ganzes Haus an. So war Alles daheim und auf den vielen Gütern des Kämmerers unter der Hand des ausgezeichneten Verwalters, der seinem Amt durch treuen Pflichteifer Ehre machte und ihn immer mehr in der Achtung seines Gönners befestigte. Jedoch ist selten eine solche glückliche Lage ohne Versuchung. Entweder treibt Ehrgeiz, oder Eigennutz, oder niederer Wolluststrieb und Hang zum Vergnügen sein Spiel, um sie zu stören. Josephs jugendliche Schönheit machte auf Potiphars Gattin einen tiefen Eindruck, und ließ in ihr bald eine Neigung zu ihm erwachen, die sich mit den Pflichten einer Gattin nicht verträgt. Mehrmals suchte sie ihn zu überreden, mit ihr den Kelch der Wollust zu leeren; aber treu seinem Gewissen, war er aller Verführung unzugänglich. Doch die Sinnlichkeit war bei ihr zu dem Grade gestiegen, daß sie Tag und Nacht darauf sann, den unschuldigen Jüngling in ihr verführerisches Garn zu locken. Selbst seine von edlem Dankbarkeitsgefühl zeugende Aeußerung, daß er strafbar gegen seinen Gönner, der Alles seinen Händen zutrauensvoll übergeben habe, handeln, und sich schwer an seinem Gott versündigen würde, hielt sie nicht ab, ihm nachzustellen. Einst, als er Geschäfte halber in ihre Wohnung kam, benützte sie einen Augenblick, wo Niemand von dem Gesinde anwesend war, und ergriff sein Kleid, um mit ihm sündlicher Lust zu fröhnen. Doch Joseph, ein solches Verbrechen im Innersten der Seele verabscheuend, zog es vor, sein Kleid zurückzulassen und entfloh mit beflügelten Schritten. Die nächste Folge war freilich nicht erfreulich für den keuschen Jüngling. Das durch Verschmähung ihrer Liebe tief beleidigte Weib rief eilig das Gesinde im ganzen Hause zusammen und klagte ihn des Lasters an, zu dem sie ihn so eben noch selbst hatte verführen wollen, und als sie auch ihrem Gemahl bei seiner Rückkehr das Gleiche sagte, indem sie alle Kunst ihrer Verstellung zusammennahm, so ließ sich der nichts Schlimmes von ihr denkende Gatte durch ihre erdichteten Reden und ihre die reine Unschuld heu- chelnden Blicke bewegen, den treuen Diener zum Lohne seines frommen 'Sinnes in das Gefängniß zu werfen, wo gewöhnlich die königlichen Gefangenen saßen und das sich in seinem eigenen Hause befand. So hatte er doch noch wenigstens die Achtung für ihn, daß ihm ein anstän- digerer Ort angewiesen wurde, als den gewöhnlichen Sclaven. Aber auch hier zeigte es sich, daß der Herr mit Joseph war. Der Amtmann, welcher über die Gefangenen gesetzt war, schenkte ihm bald ein solches Zutrauen, daß er ihn zum Aufseher über die Anstalt machte und ihm
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