1839 -
Wesel
: Bagel
- Hrsg.: Gailer, Jacob Eberhard, ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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zurück und gab den Befehl, einen Scheiterhaufen zu errichten, eher
bereit, den Tod in den Flammen zu erleiden, als sich zu ergeben.
Alle Schätze und Gerätschaften sollten zugleich mit verbrannt werden.
Thorismund, dessen Vater Theoderich gefallen war, hätte mit Begierde
den Tod desselben gerächt; Altius aber, der befürchtete, Italien möchte,
wenn die Hunnen vernichtet seyen, von den Wcstgothen bedrängt werden,
hielt ihn von einem Angriff auf das Lager zurück und ließ ihn
frei über den Rhein und nach Ungarn zurückziehen. Ohne seine Zwei-
deutigkeit wäre es um die Hunnen geschehen gewesen, deren gefürchtete
Schaaren schon im nächsten Frühjahre (452) wieder erschienen. Hpnoria
Schwester des Valentinian, hatte Attila ihre Liebe angetragen. Er
nahm den Antrag an, verlangte ihre Auslieferung und forderte zur
Mitgift die Hälfte des Reichs. Da man aber sein Begehren nicht
erfüllte, so drang er mit einer furchtbaren Macht in Italien ein,
belagerte Aquileja, das sich nach tapferer Vertheidigung endlich dock-
ergeben mußte, und vertilgte fast jede Spur der Stadt. Hierauf ergab
sich eine Stadt Oberitaliens nach der andern, Patavium (Padua),
Mantua, Milanum (Mailand), -Ticinum (Pavia) Verona und Cre-
mona. Die Einwohner flüchteten sich vor den rohen Horden auf die
Alpen, die Apenninen und auf die Inseln in den Lagunen des adria-
tischen Meers, wo sie Venetiä (Venedig) erbauten. Nachdem Attila
über den Po gegangen war und sich noch mehrere Städte ergeben hatten,
floh der Kaiser nach Nom, wo unterdessen Aö'tius ein Heer gesammelt
hatte. Ravenna öffnete ihm die Thore, die er niederreißen ließ. Der
Winter war nahe und ein Zug über die beschneiten Apenninen war
nicht räthlich. Er zog sich daher über den Po zurück und schlug bei
Mantua sein Lager auf. Valentinian und der Senat schickten eine
Gesandtschaft an ihn, bestehend ans dem sehr beredten Pabst Leo und
zwei Senatoren, und ließen ihm Vorstellungen machen. Er versprach
ihnen völligen Rückzug, wenn ihm Honoria herausgegeben und das ihr
gebührende Erbe ihm ausgeliefert werde. Der König zog ab und es
wurde ihm ein Jahrgeld bewilligt, (s. Abb. 56.)
Nach Ungarn zurückgekehrt, war er im Begriff, einen Zug gegen
das oströmische Reich zu machen; allein sein schneller Tod hinderte ihn
an der Ausführung dieses Plans. Er hatte seine Neigung auch einer
burgundischen Prinzessin Jldiko zugewandt und heirathete sie; doch noch
in der Brautnacht, als er sich den Vergnügungen der Tafel zu sehr
hingegeben hatte, fanden ihn die Soldaten, die, ungeduldig, weil er
so lange nicht erschien, in's Zelt gedrungen waren, todt im Bette
liegen. Er hatte einen heftigen Blutsturz bekommen. Andere nehmen