1839 -
Wesel
: Bagel
- Hrsg.: Gailer, Jacob Eberhard, ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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in ihrem Geleite Grausamkeit, was jene Eigenschaften sehr verdunkelt.
Der Erstere schätzte die Wissenschaften und hatte sogar selbst gelehrte
Kenntnisse; aber der Anblick großer Haufen von abgehauenen Köpfen
versetzte ihn in Entzücken. Muhammed verstand vier Sprachen, zeichnete
und malte und war bewandert in der Geschichte, Geographie und
Mathematik; aber nachdem er nach der Eroberung der Hauptstadt des
griechischen Kaiserthums sich in den Armen einer vor ihn gebrachten
jungen und schönen griechischen Fürstin mehrere Tage lang der rohesten
Sinnlichkeit hingegeben hatte, trotz ihrer Bitten und Thränen, und die
Jam'tscharen murrten, ja ein Vezier es sogar wagte, ihm deßhalb
Vorwürfe zu machen, so ließ er die Unglückliche herbeibringen, faßte
sie bei den Haaren und stach sie nieder mit den Worten: „So behandelt
Mahomed die Liebe!" Das griechische Reich war seiner Auflösung
nahe und vergebens suchte Michael Paläologus sich mit dem Abendlande
zu verbinden, indem er sich mit der lateinischen Kirche vereinigen wollte;
Andronikus 11. hob dieses Verhältniß wieder auf, weil ein Reich, wo
die geistliche und weltliche Macht verbunden war, nicht in das Abend-
land eingreifen konnte, wo gerade beide Gewalten im heftigsten Kampfe
waren. Auch hatte das Reich geringe Mittel sowohl zu Land, als zur
See. So war es den Türken leicht, sich desselben zu bemächtigen.
Ihr unternehmender Anführer Osman, anfangs in dem geringen Besitze
von Bithynien und einem Landesstrich um den kleinasiatischen Olymp,
vermehrte diese durch mehrere Statthalterschaften und sein würdiger und
thätiger Sohn Orchan drang nach Eroberung fast ganz Natoliens bis
nach Thraciern vor. Sehr unklug rief der Kaiser Johann Kantakuzenus
die Türken zu Hilfe, nachdem er seinem Pflegsohn, Paläologus, das
Scepter entwendet hatte. Auf den Ebenen von Kossowa erlagen die
Ungarn, Wallachen und Serbier den Janitscharen, einem neuen Heere,
aus Christensöhnen gebildet, und ob auch Murad I. (Amurath3 durch
einen muthigen Jüngling, der Sclave geworden war und nun sein
Vaterland zu retten glaubte, ermordet wurde, so folgte ihm sein Sohn
Bajazcth l. (13903, der, nachdem er seinen Bruder hatte erdrosseln
lassen, seine Eroberungen immer mehr erweiterte. Als nach seinem
Einfall in die Bulgarei Sigismund ihm sagen ließ, es sey widerrechtlich,
daß er eine Provinz betrete, die ihm gehöre, so deutete er auf sein
Zeughaus und sagte: ,/Diese Waffen sind mein Recht!" Er machte es
auch bei Nikopolis geltend (13053, wo er die aus Ungarn und Fran-
zosen bestehende und von Sigismund angeführte große Armee besiegte.
Kaum rettete sich der Kaiser. Durch die Hitze von 2200 Franzosen war
die Schlacht verloren gegangen, sie wurden gefangen und grausam fast