1839 -
Wesel
: Bagel
- Hrsg.: Gailer, Jacob Eberhard, ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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geboren. Sein Talent entwickelte sich frühe: schon im 13ten Jahre
drang er in den Geist eines Virgil und Horaz tief ein und machte
eine Menge von Versen. In einem Alter von 14 Jahren bezog er
die Schule zu Klosterbergen bei Magdeburg, wo er sich in den klassi-
schen Studien noch weiter auszubilden Gelegenheit hatte, so daß er
nun, überreich ausgerüstet, 1750 die Universität Tübingen beziehen
konnte. Bald gab er mehrere Schriften heraus, welche zeigten, welchen
Gewinn er durch das Lesen griechischer, lateinischer, englischer und
französischer Werke gezogen habe. Schöne Darstellung, feiner Witz
und ein Neichthum des Ausdrucks sind darin nicht zu verkennen.
Da Frömmigkeit ein Grundzug seines Wesens war, so wirkte auch
Klopstocks Messias mächtig auf ihn. Einige Jahre nach seinem Aufent-
halte in Tübingen gieng er wieder in seine Vaterstadt zurück, wo
seine Geliebte weilte, und von da nach der Schweiz zu Bodmer, wo
er mit mehreren ausgezeichneten Männern bekannt wurde und auch
Mehreres herausgab. Nachdem er Bodmers Haus verlassen und
einige Zeit in Zürich und Bern verlebt hatte, trat er in die Umgebung
des Grafen von Stadion zu Warthausen, unweit Biberach. Da dieser
ein sehr fein gebildeter Mann war und eine vortreffliche Bibliothek
besaß, hatte Wieland alle Gelegenheit, sich noch freier auszubilden,
und seine Uebersetzung der Werke Shakespeares, schon früher begonnen,
zu vollenden, auch noch andere eigene Dichtungen zu liefern, welche
indessen thcilweise ziemlich sinnliche Schilderungen enthalten. Seinen
Ruhm begründeten übrigens vorzüglich sein Agathon und sein Musarion.
Im Jahr 1769 wurde er .als Professor nach Erfurt berufen, vor-
nehmlich durch Verwendung des Freiherrn von Dalberg, eines warmen
Freundes der Musen. Doch schon im Jahre 1772 gieng er nach
Weimar ab, wohin ihn die Herzogin Amalie als Erzieher ihrer
Prinzen abberufen hatte. Bald kam er in die Gesellschaft ausgezeich-
netcr Männer und gab auch seinen deutschen Merkur heraus, dem er
viele Sorgfalt widmete. Sein Oberon mehrte seinen Ruhm und die
Uebertragung der Werke des Horaz und Lucian wurde mit Beifall
aufgenommen. Durch die bedeuteude Einnahme, die ihm seine Werke
verschafften, wurde er in den Stand gesetzt, das Gut Osmannstädt zu
kaufen, wo er längere Zeit in heiterer Muße verlebte. Doch verkaufte
er das Gut im Jahr 1803 wieder und begab sich nach Weimar, wo
er noch die meisterhafte Uebersetzung von Cicero's Briefen lieferte.
Nachdem ihm die Herzogin und viele edle Freunde vorangegan-
gen , starb er im Januar 1813, 81 Jahre alt. Der Kaiser von
Rußland und Napoleon hatten ihn ausgezeichnet. Seine irdischen