1806 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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sollte lebendig verbrannt werden. Man errichtete einen
Scheiterhaufen, und setzte den Krösus mit 14 der vor-
nehmsten Lydier hinauf. Als das Feuer den Scheiter-
haufen ergrif; schrie der Unglückliche in den Flammen:
O S 0 l 0 n ! S 0 l 0 n! S 0 l 0 n! — Cyrus wurde begie«
rig zu wissen, wen er riefe. Krösus schwieg anfangs;
endlich antwortete er: Ich rufe einen Mann, den ich
allen Königen zum Lehrer setzen mögte! — Cyrus ward
neugierig, befahl den Scheiterhaufen zu löschen, und
den Krösus zu ihm zu führen. Man hatte Mühe, das
Feuer, das schon stark um sich gegriffen hatte, zu bün-
digen, ein starker Regen aber kam dem König zu Hülfe,
und er wurde gerettet. Nachdem er sich ein wenig er-
hohlt hatte; sprach er:
„O Cyrus! es werden wenige Menschen sein, die
vom Glück so hoch erhoben, und von ihm wieder so tief
gestürzt worden sind, als ich. Wenn du willst, daß ich
langer leben soll: so wird der heutige Tag vielleicht m
mir gut machen, was ein allzuerwünschtes Leben verderbt
hat. — Ich habe nur ein großes Reich erobert; und
wenn du meine Schatze und Reichthümer wirst gesehen
haben, so wirst du bekennen, daß ich gestern noch der
reichste König von ganz Asien war. Ich glaubte auch,
ich wäre der glücklichste.
Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland,
mit Namen Solon, zu mir. Ich ließ ihm alle meine
Schatze zeigen, und war eitel genug zu hoffen, er wer-
de über meine Reichthümer erstaunen, und mich den
Glückseligsten aller Menschen preisen. Als er aber
schwieg und das Alles mir ansah, wie Sand und Kie-
selstein, sagte ich zu ihm: Solon! du bist soweit in
der Welt herumgereist, und hast so viele Menschen ge-
sehen; sage mir: wen hältst du für den Glückseligsten?
Solon