1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
6
immer noch wandelbar, und die erste Schöpfung der Erde dauert in
kleinen Umgestaltungen einzelner Theile noch immer fort.
Höhen sinken ein. Borge, ein adeliger Hof bei Friedrichshall
in Norwegen, sank 1702 den 5. Februar 600 Fuß tief, und an seine
Stelle trat ein gegen 800 Fuß langer und 400 Fuß breiter See. —
Ein Berg in Norwegen von 1200 Fuß Höhe spaltete: anfangs war
die Oeffnung klein; nach und nach ward sie breiter, so daß man nicht
mehr darüber schreiten konnte, und endlich 10 Ellen weit. Dabei sank
der eine Theil und liegt jetzt an 16 Fuß tiefer als der andere. — Im
Jahre 1758 versanken plötzlich mehrere kleine türkische Inseln ins Meer.
So wie einige Oerter sinken, so erheben sich andere. In Italien
bei Pozzuoli entstand 1538 in der Nacht vom 19. zum 20. September
ein Berg, von mehr als drei Meilen im Umfange, 2400 Fuß hoch,
genannt der neue Berg, und verschiedene kleinere in der Gegend um-
her. — In England trennte sich 1571 eine Strecke Landes von mehr
als 840 Quadratfuß von dem übrigen Felde, verrückte sich in 3 mal
24 Stunden ohne Geräusch nach einer andern Gegend und schwoll dann
plötzlich zu einer ansehnlichen Höhe auf. — 1638 und 1720 entstanden
unter den azorischen Inseln (im atlantischen Meere, westwärts von
Portugal) zwei neue; und 1783 erhob sich nahe bei Island eine neue
Insel. — Auch Flugsand, der so fein ist, daß er gleichsam fließt, und
vom Winde wie Schriee getrieben wird, überdeckt manchmal Gegenden
und erhöhet sie. Vor 1666 ward im nördlichen Frankreich bei der
Stadt Sankt Paul ein Ort bewohnt, der jetzt höher als 20 Fuß mit
Flugsand bedeckt ist. 1722 konnte man noch Thürme und Schornsteine
sehen. — In Afrika sind durch solche Sandfluthen ältere und neuere
Städte begraben worden.
Land wird überschwemmt. In Preußen hatte man um das
Jahr 1300 auf der Stelle, wo der Heidenbekehrer Albrecht im Jahre
997 erschlagen ward, eine Meile vom Meere eine Kirche erbaut, deren
Trümmer noch vorhanden sind, aber jetzt kaum lausend Schritt vom
Meere liegen. So viel Land hat hier das Meer weggerissen und über-
schwemmt. — An der Nordküste Frankreichs ist in 300 Jahren ein
Strich Landes von 1000 Fuß breit verloren gegangen; und wo jetzt in
Holland die Südsee ist, lagen sonst Städte und Dörfer.
Doch spülen Flüsse und Meer mehr Land an, als sie wegreißen. Bei
Aegypten bildete das Meer sonst einen tiefen Busen; und jetzt ragt
Aegypten über die benachbarte Küste hervor: so viel Land hat der Nil
nach und nach angeschwemmt. Der arabische Busen (das rothe Meer
in der Bibel genannt) so wie der persische werden kleiner und seichter.
Schweden gewinnt mit jedem Jahre an Land; mehrere Städte, die
ehemals dicht an der Ostsee lagen, liegen jetzt 1 bis 4 Meilen vom Ufer
entfernt; und wo jetzt Seestädte liegen, war sonst Wasser. — Ostfries-
land und Holland haben dem Meere große Strecken Landes abgewonnen.
Viele dieser Veränderungen sind eine Folge der schrecklichen Natur-
erscheinung der Erdbeben, die meist, durch unterirdische Feuer erzeugt,
furchtbare Zerstörungen auf der Oberfläche der Erde anrichten. Eines
der bekanntesten, am weitesten verbreiteten und furchtbarsten Erdbeben
ist dasjenige, welches 1755 den ersten November Lissabon größtentheils
zerstörte. Schon das ganze Jahr hatte man in den verschiedensten Ge-