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1. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 89

1852 - Altona : Hammerich
89 den Cyrus angreifen solle? Die Antwort lautete: Geht Krösus über den Halys, so wird er ein großes Reich zerstören. — Der Halys war ein Fluß, welcher das damals sehr weit ausgebreitete Reich des Krösus von Armenien trennte, das nun auch dem Cyrus gehörte. Krösus zweifelte nicht, daß die Antwort ihm einen glücklichen Erfolg verhieße, wenn er den Cyrus in seinem Reiche angriffe. Er ging über den Halys, es kam zu einem hartnäckigen Treffen, worin aber kein Theil siegte. Indeß zog Krösus sich zurück, um ein stärkeres Heer zu sam- meln, und entließ bis dahin seine Soldaten. Aber unvermuthet folgte Cyrus dem sicheren Könige, schlug ihn und eroberte seine Hauptstadt Sardes. Cyrus hatte befohlen, alle Lydier zu tödten, ausgenommen den Krösus. Seine Soldaten mordeten auf eine schreckliche Weise, und schon war auch einer im Begriff, den Krösus, den er nicht kannte, zu durchboren, als der älteste Sohn des Königs, der bis dahin stumm gewesen war, auf einmal schrie: Schone des Königes! — Der Soldat führte den Krösus gefangen zu Cyrus; es ward dem Morden Einhalt gethan, aber der König der Lydier sollte lebendig verbrannt werden. Man errichtete einen Scheiterhaufen und setzte den Krösus mit 14 der vornehmsten Lydier hinauf. Als das Feuer den Scheiterhaufen ergriff, schrie der Unglückliche in den Flammen: O Solon! Solon! Solon! — Cyrus wurde begierig, zu wissen, wen er riefe. Krösus schwieg anfangs; endlich antwortete er: Ich rufe einen Mann, den ich allen Königen zum Lehrer setzen möchte! — Cyrus ward neugierig, befahl den Schei- terhaufen zu löschen und den Krösus zu ihm zu führen. Man hatte Mühe, das Feuer, das schon stark um sich gegriffen hatte, zu bändigen; ein starker Regen aber kam dem Könige zu Hülfe, und er wurde ge- rettet. Nachdem er sich ein wenig erholt hatte, sprach er: „O Cyrus! es werden wenige Menschen sein, die vom Glück so hoch erhoben und von ihm wieder so tief gestürzt worden sind, als ich. Wenn du willst, daß ich länger leben soll; so wird der heutige Tag vielleicht in mir gut machen, was ein allzuerwünschtes Leben verderbt hat. — Ich habe ein großes Reich beherrscht; und wenn du meine Schätze und Reichthümer wirst gesehen haben, so wirst du be- kennen, daß ich gestern noch der reichste König von ganz Asien war. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste. Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen So- lon, zu mir. Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich den Glückseligsten aller Menschen preisen. Als er aber schwieg und das Alles nur ansah, wie Sand und Kieselsteine, sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Welt herumgereist und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hältst du für den Glücklichsten? So- lon antwortete: einen Bürger von Athen, Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter: warum er den für glückselig hielte? Er sprach: dieser Tellus lebte zu Athen, als die Stadt in ihrem blühendsten Zustand war. Er hatte Kinder und Kindeskinder und nie eins verloren; er hatte sein genügendes Aus- kommen ; und aus die Weise glücklich und zufrieden gelangte er zu einem hohen Älter, starb in einem siegreichen Treffen für sein Vater- land und dieses setzte ihm aus Dankbarkeit ein Denkmal seiner Tha-
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