1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ten, vornehmen und gemeinen, mit einnehmender Gefälligkeit. — Ein
Hauptmann brachte ihm den Kopf eines erlegten Feindes und sagte:
In unserm Lande erhält man dafür einen goldenen Becher. — Doch
nur einen leeren, antwortete Alexander: ich will Dir diesen voll zu-
trinken. — Ein andermal sah er einen gemeinen Soldaten einen Esel
mit königlichem Gelde beladen vor sich hertreiben. Als der Esel müde
war und nicht mehr fort konnte, nahm der Soldat die Last und trug
sie keuchend. „Werde nicht müde! rief ihm Alexander zu: trag es nur
fort den übrigen Weg bis in Dein Zelt."
Nachdem Alexander noch einen Zug nach einer Oase (das ist eine
grünbewachsene Gegend in den sonst völlig dürren Sandwüsten Afrika's),
westwärts von Aegypten, gemacht hatte: kehrte er wieder um und zog
durch Palästina und Phönizien, nordwärts hinauf; denn der persische
König hatte ein neues Heer versammelt. Nicht weit von dem alten
Ninive, nordwärts vom Tigris, bei der Stadt Arbela traf Alexander
das persische Heer im Herbst des Jahres 331 vor Christo. Die Perser
fochten wie Verzweifelnde: doch Alexanders Kriegskunst siegte, Darius
floh und ward auf der Flucht von seinen eigenen Leuten tödtlich ver-
wundet. Alexanders Reiter fanden ihn in seinem Blute. Er bat sie
um einen Trunk Wassers. Ein Macedonier brachte ihm etwas in sei-
nem Helm. Erquickt sprach der Unglückliche: Freund, das ist das
höchste meiner Leiden, daß ich dir deine Wohlthat nicht einmal vergel-
ten kann. Aber Alexander wird sie dir vergelten; und dem Alexander
werden die Götter die Großmut!) vergelten, die er meiner Mutter, mei-
ner Gemahlin und meinen Kindern erwiesen hat. Ich reiche ihm hier
durch dich meine Rechte. — Der Macedonier ergriff sie, und Darius
verschied. Gleich darauf kam Alexander: er war sehr bewegt bei dem 330
Anblick, zog sein Oberkleid aus und breitete es über den Leichnam, den
er in dem königlichen Begräbnisse mit großer Pracht beisetzen ließ.
Nun ergab sich eine Provinz und Stadt nach der andern. Babylon
ward eingenommen; alle Länder nördlich von Babylon bis zum kas-
pischen See mußten sich unterwerfen. Auf diesem Zuge kam man durch
eine lange Sandwüste, in der sich nirgend Wasser fand. Endlich hatte
ein Soldat etwas aufgefunden und brachte es in seinem Helm dem
Alexander. Da dieser aber sah, daß seine Soldaten eben so wie er vor
Durst lechzten, sprach er: soll ich der Einzige sein, der da trinkt? und
goß das Wasser auf die Erde. Und alle voll Bewunderung über die
Enthaltsamkeit des Königs riefen: Auf, führe uns fort! Wir sind nicht
ermattet, wir sind nicht durstig; wir halten uns nicht für sterblich, wenn
ein solcher König uns führt.
Doch bald änderte sich der Sinn der Macedonier. Denn als dem
Alexander das große persische Reich fast schon ganz Unterthan war, verän-
derte er seine Tracht und seine Sitten. Er heirathete eine schöne Perserin, ließ
die Perserknaben macedonisch erziehen, kleidete sich selbst wie ein Perser und
verlangte von allen seinen Soldaten und Freunden, daß sie nach morgen-
ländischer Sitte vor ihm niederknieen sollten. Manche dieser Handlungen
könnte man wohl dadurch rechtfertigen, daß er auf eine kluge Weise sich die
Gemüther der Besiegten habe gewinnen wollen; allein sein Stolz artete
bald in Uebermuth und unerträgliche läppische Eitelkeit aus, so daß die
unbedeutendste Kleinigkeit ihn bis zur Grausamkeit aufbringen konnte.
Bredow w, Srz. «. d. allg. Weltg. 13. Aufl. 9