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1. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 158

1852 - Altona : Hammerich
158 alt und hatte durch einen passenden Schmuck die Schönheit ihrer Ge- stalt noch zu erhöhen gewußt. Als die Umstehenden sie sahen, riefen überall jubelnde Stimmen': Venus kehrt beim Bacchus ein! Sie ver- fehlte ihren Zweck nicht. Mit Witz und Scherz, mit Verstand und Geschmack und mit tausend angenehmen Gaukeleien nahm sie den ent- zückten Feldherrn so ein, daß er von diesem Tage an für nichts anders lebte, als für Kleopatra. Schmausereien und Lustbarkeiten waren das Hauptgeschäft des Tages, und einer suchte den andern in Anordnung derselben zu übertreffen. Einmal wetteten sie, wer von beiden die kost- barste Mahlzeit geben würde. Antonius ließ die theuersten Leckerbissen anschaffen. Die Königin dagegen bewirthete ihn ganz einfach; zum Schluß der Mahlzeit aber gab sie einen Becher mit weniger Flüssigkeit, die nach unserm Gelde an eine Million Gulden kostete (über 600,000 Thaler): es war nehmlich eine Perle in Essig ausgelöst, die ihrer selte- nen Größe wegen diesen Werth gehabt hatte. — Einmal kam ein Fremder in Antonius Küche und sah acht wilde Schweine an Spießen braten. Er erstaunte und meinte, es sei heut hier wohl große Gesell- schaft. Ach nein, sagte der Koch, es sind nur zwölf Gäste: allein unter diesen Schweinen ist eines immer etwas später aufgesteckt, als das an- dere, damit wir gerade in dem Augenblick, wenn unser Herr befiehlt, das aussuchen können, welches dann den höchsten Wohlgeschmack hat. — Antonius und Kleopatra belustigten sich zuweilen mit Angeln. An- tonius sing selten etwas und ward dafür ausgelacht. Er befahl daher heimlich einem geübten Schwimmer: so oft er die Angel auswerfen würde, unvermerkt unterzutauchen, unter dem Wasser heran zu schwim- men und einen schon gefangenen Fisch an den Angelhaken anzustecken. Dies geschah, und Antonius sing mit jedem Zuge die schönsten Fische. Kleopatra, die den Betrug merkte, befahl indeß heimlich ihrem geschwin- desten Taucher, das nächste Mal dem Schwimmer des Antonius zuvor- zukommen. Antonius warf die Angel aus, und sogleich fühlte er ein schweres Gewicht an seiner Schnur: er zog mit Mühe herauf, und siehe! es war ein großer eingesalzener Fisch aus einem entlegenen Meere. Alle lachten, Antonius erröthete vor Beschämung; Kleopatra aber wußte den Scherz trefflich zu wenden: Ueberlaß uns kleinen Fürsten Fische zu angeln, sagte sie: du, Feldherr, fange Städte, Könige und Länder. Indeß hatte Antonius in Rom eine Gemahlin zurückgelassen, Ful- via, die sehr unzufrieden damit war, daß ihr Mann in Aegypten bei der Kleopatra lebte. Sie sing Unruhen in Italien an, reizte den Ok- tavian gegen Antonius, um diesen zur Rückkehr zu zwingen. Er kam; da aber Fulvia eben starb, wußte Oktavian den Antonius zu besänfti- gen, sie versöhnten sich wieder, und nach dem Wunsche des Volkes, das der neuen Eintracht lange Dauer wünschte, heirathete Antonius die Stiefschwester des Oktavian, die schöne und tugendhafte Oktavia. Das ganze Reich nahm Theil an der Freude Roms, und alles glaubte, jetzt sich einmal wieder froheren Hoffnungen überlassen zu können. — Und wirklich schien die Sanftheit und Güte der Oktavia den Antonius von seiner Neigung zu Ausschweifungen zurückbringen zu können. Sie war jung und schön, er lebte mit ihr in vergnügter Häuslichkeit und wid- mete sich wieder ernsten Geschäften. Doch bald entspannen sich neue
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