1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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als daß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit ihnen schloß und
einen jährlichen Tribut versprach. Diese neun Jahre benutzte er aber
mit Klugheit, die Deutschen im geschickteren Kämpfen zu üben, ihnen
bessere Waffen zu geben und besonders Festungen zu bauen, damit die
plündernden Ungarn, welche durch ihre zahlreiche Reiterei das flache
Land schnell zu überschwemmen pflegten, nicht bis in das Innere des
Reichs eindringen könnten. Durch diese Anlegung vieler festen Plätze
legte Heinrich den Grund zu der späteren Erbauung mancher Städte.
Eine Festung nannte man nehmlich Burg. Damit diese Burgen ver-
theidigt werden könnten, wählte er aus der waffenfähigen Mannschaft
der freien Ackerbauer je den neunten Mann, welcher in die Burg ziehen,
für die übrigen acht Wohnungen erbauen und den dritten Theil aller
Äckerfrüchte in der Burg verwahren mußte, während die übrigen auch
für ihn mit zu säen und zu erndten verpflichtet waren. Später baueten
sich neben solchen Burgen andere Freie an, deren Schutzpflichtige und
Hörige Handwerke trieben. So bildete^, sich nach und nach Gemeinde-
Verfassungen. Städte, deren Regierung in der Hand der Freien war,
welche Bürger genannt wurden. Auch diese Städte neben den Burgen
wurden mit eigenen Mauern umgeben und von den Bürgern vertheidigt,
während die Burg von des Landesherren Burgmannschaft besetzt war.
Da nun nach und nach auch die Handwerker frei wurden und einen
Theil an der Regierung der Stadt erhielten, so wurden auch sie Bürger
genannt, und weil der Ackerbauer, der sich bisher seine Bekleidung,
Häuser, Hausgeräthe u. s. w. selbst gearbeitet hatte, sie durch den
Bürger schöner und bequemer erhalten konnte; so kaufte er sich seit der
Zeit seine Bedürfniffe aus der Stadt vom Bürger. Dadurch wurden
einige Städte nach und nach wohlhabend: denn, als der Ackerbauer
sich seine Kleidung und Geräthe nicht mehr selbst zu machen verstand,
sie aber doch schön und bequem zu haben wünschte, wie er es nun
einmal gewohnt war, da setzte der Bürger den Preis seiner Waaren
höher. Und kam nun Handel hinzu, kaufte der Bürger die gesuchte
Waare da, wo sie im Ueberfluß war, um einen geringen Preis auf,
verfertigte er sie in großer Menge und mit erleichternden Maschinen,
in Manufakturen und Fabriken: so konnte eine Stadt allmählig reich
werden.
Während dieser neuen Anlagen von Städten empörten sich die
Wenden an der Elbe, Saale, Havel. Heinrich unterwarf sie wieder
927 927, eroberte an ihrer Gränze (Mark) die Festung Brannibor d. i.
Waldburg, legte sächsische Besatzung hinein und stellte darüber einen
Gränz-, oder nach der alten Sprache, einen Markgrafen, der die
Wenden beobachten sollte. Dies ist der Ursprung der Markgrafschaft
929 Brandenburg. 929 setzte er auf gleiche Weise gegen einen südlicheren
Wendenstamm, in der Gegend von Meißen und Dresden, einen solchen
Markgrafen zur Hut, für den er auf einem mit Holz bewachsenen
Berge die Burgstadt Meißen erbauen ließ. ^Von hier aus ward nach-
her Bauzen und die ganze Lausitz erobert. Schon jetzt eroberte Hein-
rich Prag und machte sich Böhmen zinspflichtig. Darauf zog er
gegen die Normänner oder Dänen, welche die ihnen von Karl dem
Großen bestimmte Gränze, den Fluß Eider, oft überschritten hatten.
Er that, was seine Vorfahren schon längst hätten thun sollen: er