1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
213
suchte sie in ihren eigenen Wohnungen auf, nahm ihnen ein Stück
Landes nordwärts der Eider und machte dies gegen sic selbst zur Vor-
mauer für Deutschland, indem er eine sächsische Kolonie dorthin führte
und zur Beschützung derselben einen Markgrafen einsetzte. Auf solche
Weise ward 931 die Slie die Gränze zwischen Deutschland und Dä- 931
nemark, da es sonst die Eider gewesen war. Die Markgrafschaft aber
bekam den Namen Schleswig. Auch zwang Heinrich den König der
Dänen und sein Volk, die christliche Lehre anzunehmen und den Götzen-
dienst abzuschaffen und die Menschenopfer, die noch bei ihnen gebräuch- ■
lich waren.
Indeß war die Zeit des Waffenstillstandes mit den Ungarn ver-
flossen. Als die Gesandten kamen, den ferneren Tribut zu fordern,
wurden sie schimpflich abgewiesen: man erzählt, Heinrich habe ihnen
einen räudigen und verstümmelten Hund reichen lassen. Die darüber
aufgebrachten Ungarn drangen mit einem großen Heere in Sachsen und
Thüringen ein, 934. Doch die Deutschen zogen ihnen muthig ent- 934
gegen und waren nur besorgt, die Ungarn möchten nicht Stand halten.
Man suchte daher einen Theil des Heeres vor ihnen zu verbergen;
dennoch flohen die Ungarn, ehe sie gefochten hatten; die meisten aber
wurden eingeholt und niedergehauen, und die man lebendig sing, an
die Bäume geknüpft. Die Hauptschlacht siel vor bei Merseburg.
Heinrich ließ sie an einer Wand seines besten Zimmers in seiner Burg
zu Merseburg abmalen; und noch lebt dieser Sieg im Munde der
Bauern des heutigen Kirchspiels Keuschberg bei Merseburg, wo er
jährlich durch eine Predigt und durch eine alte Erzählung, die der Pre-
diger vorliest, gefeiert wird. — Heinrich selbst bauete aus Dankbarkeit
gegen Gott viele Kirchen und Klöster. — Heinrich starb im 60sten
Jahre, 936 den 22. Juli, und sein Leichnam ward in Quedlinburg 936
beigesetzt.
Sein Sohn, Otto I., der Große genannt, war ein gewaltiger
Krieger, ein entschlossener Mann, von scharfem Blick, aber auch rauh
von Sitten. Bei seiner Krönung in Aachen kommen schon dieselben
Ceremonien vor, die in der letzten Zeit bei der Kaiserkrönung üblich
waren^ und bei der Mahlzeit verrichteten die Vasallen, die Herzoge
der größten Völker, ehrerbietig alle die kleinen Dienste selbst, welche
später die Gesandten der Kurfürsten dem neuen Kaiser leisteten. Der
Herzog von Lothringen hatte für die Zimmer des Königs gesorget,
Erzkämmerer; der Herzog der Franken trug die Speisen auf, Truch-
seß"); der Herzog von Schwaben das Getränk, Mundschenk; und der
Herzog von Baiern besorgte das Heer- und Hoflager, Erzmarschall").
Und unter den Bischöfen von Trier und Köln war bereits Streit, wer
den König salben sollte. Diesmal that es der Bischof von Mainz. —
Otto's Regierung war sehr unruhig, fast nichts als ein Gewebe von
Verschwörungen und Empörungen. Denn er besaß nicht die Geschick- *) **)
*) Truchseß, eine altdeutsche Benennung dessen, der die Truhen,
Schüsseln, aufsetzt.
**) Marschalk heißt im Altdeutschen der, welcher über die Rosse (Mä-
ren) zu schalten hat.