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1. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 235

1852 - Altona : Hammerich
285 Geschäfte des Lebens auf, und strebten nur danach, immer kampfbereit zu sein und im Kriege oder in den Kriegsspielen wahrend des Friedens sich auszuzeichnen. Dieses gab ihnen das Gefühl eines höheren Wer- thes, der durch ein tadelloses Leben erhalten werden mußte. Der Ritter mußte unerschrocken, muthig sein, die Unschuldigen, Schwachen,^beson- ders die Frauen, so wie auch die Kirche stets beschützen, für sie kämpfen mit Aufopferung seines Lebens. In diese Zunft der Ritter konnte nur derjenige Sohn eines Ritters gelangen, der bei einem andern Ritter als Knappe gedient hatte, das heißt, der ihm im Kampfe Hülfe ge- leistet, für seine Waffen und Rüstung Sorge getragen und sich so aus- gezeichnet hatte, daß er den feierlichen Ritterschlag empfing. Je höheren Standes und Ansehens als Ritter nun derjenige war, welcher den Knappen zum Ritter schlug, desto mehr Ehre erwarb auch der Ritter- schlag. Die Ritter bauten sich Burgen, große, meistentheils hoch gelegene befestigte Gebäude mit Steinmauern und Gräben, welche kleine Festun- gen bildeten und oft schwer einzunehmen waren. Nach diesen Burgen nannten sie sich meistentheils, und noch jetzt führen viele der jetzigen Adels- geschlechter die Namen der Burgen ihrer Stammväter. Dieser sichere Zufluchtsort diente den einzelnen Rittern sich desto leichter von den Fürsten des Landes mehr oder weniger unabhängig zu machen, und verleitete manche unter ihnen Raubritter zu werden, das heißt: sie lauerten an den Landstraßen in der Nähe ihrer Burgen auf Reisende, besonders Kaufleute, um ihnen ihre Habe abzunehmen und sie in siche- ren Gewahrsam zu bringen, wobei sie nicht selten die Reisenden selbst als Gefangene in ihre Burgen schleppten und sie in ihren Burgver- ließen Jahre lang schmachten ließen. Ueberhaupt gab sich gegen das Ende des Mittelalters ein großes Streben nach Unabhängigkeit kund. Alles wollte Herr sein, Herzoge, Grasen, Bischöfe, Ritter, Städte wurden Landesherren eines gewissen Gebietes und erkannten nur den König, der auch Römischer Kaiser war, als gemeinschaftliches Oberhaupt an. Auf den Reichstagen wurde das allgemeine Wohl des Reiches berathen, die Ausführung scheiterte aber oft an dem Eigenwillen der Einzelnen, wenn sie Macht genug besaßen, ihren Willen durchzusetzen. Von der Zeit an war die eigent- liche Gemeinsamkeit Deutschlands dahin. Jedes Land, jede Stadt, jeder einzelne Bezirk hatte seine eigenen Richter, die nach dem eigenen Rechte urtheilten, eigene Steuern, eigene Zölle, Münzen, Gewichte u. s. w. Mit dem kriegerischen Sinne der Ritter ging der Sinn für die Dichtkunst Hand in Hand, und besonders waren es Lieder, in welchen die Phantasie sich gefiel. Der Ritter suchte Ehre sich zu erwerben im kriegerischen Wettkampf, in Turnieren auf Burgen reicher Ritter und an Fürstenhöfen, zu welchem Zwecke er viel auf Reisen war, um bei Festlichkeiten daselbst zu erscheinen, nicht minder aber versuchte er sich im Wettgesang, und die tapfersten Ritter verschmäheten es nicht, selbst zu dichten und ihre Gedichte zu singen. Solche Sänger nannte man in Frankreich Troubadours und in Deutschland Minnesänger. Die Minne oder Liebe war der Hauptgegenstand der Lieder, eben so oft aber auch der Ruhm und die Vorzüge des Vaterlandes, die Tapferkeit und der Edelmuth einzelner Ritter, und so milderte die Dichtkunst die
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