1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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einiger Entfernung auf den Gegner geworfen wurden, Lanzen von
gleicher Beschaffenheit, mit denen man stieß, Bogen und Pfeile, Stein-
schleudern und große Schwerdter. Man verwahrte sich dagegen durch
metallene Helme mit großen Haarbüschen meist von Roßschweifcn, mit
Panzern, die stark mit Eisen ausgelegt waren, und mit Schildern, von
denen die besseren so groß waren, daß sie vom Kopfe bis zu den
Füßen reichten und nur mühsam getragen wurden. Die Bogenschützen
und Schleuderer konnten auch aus der Ferne verwunden, waren aber
eben deswegen nie hochgeachtet. Mit den übrigen Waffen konnte man
nur in der Nähe angreifen. Daher erforderten die Kriege des Alter-
thums einen hohem Grad persönlicher Tapferkeit: es focht immer
Mann gegen Mann; aber deswegen waren sie auch grausamer und
wurden mit weit größerer Erbitterung geführt. Es war nichts Selte-
nes, daß, wenn 80,000 Menschen mit einander kämpften, 20,000 todt
oder verwundet auf dem Schlachtfelde blieben; und für die Verwundeten
ward weit weniger gesorgt, als in unseren Tagen.
Doch genügten diese Mittel des Angriffes und der Vertheidigung
nicht, und die Noth zwang neue zu erfinden. So wandte Archimedes,
212 vor Christi Geburt, die Bemerkung, daß man auch schwere Masten,
als Steine, Klumpen Metall, Balken Holz durch Kunst weit fortschleu-
dern könne, zur Vertheidigung seiner Vaterstadt Syrakus auf Sicilien
an. Er soll es sogar schon verstanden haben, glühende Kugeln zu werfen,
und dadurch die feindlichen römischen Schiffe vor Syrakus in Brand
gesteckt haben. Aehnliche Erfindungen hat der Grieche Kallinikus ge-
macht, um 676 n. Chr., Konstantinopel gegen die Angriffe der Araber
zu vertheidigen; und sein griechisches Feuer ist wahrscheinlich eine
Mischung gewesen, die mit unserem Schießpulver Aehnlichkeit hatte.
Unser Schießpulver ist ein Gemisch von Salpeter, Kohle und
Schwefel, welches bei seiner Entzündung eine außerordentlich große
explodirende (heftig ausbrechende) Kraft äußert und auf nahe liegende
Körper oft eine ungeheure Wirkung ausübt; denn es verwandelt sich
fast augenblicklich in elastische Luftarten und Dämpfe. Schon die ent-
stehenden Luftarten wollen einen 400 bis 500 Mal größeren Raum
einnehmen, und der Umfang wird noch mehre tausendmal größer, wenn
man die starke Erhitzung und die Dämpfe mit in Anschlag bringt.
Ist nun das entzündete Pulver in einen engen Raum eingeschlossen,
z. B. in einem Schießgewehre, so will es augenblicklich jenen großen
Raum einnehmen, kann aber nicht; es muß also wegen jenes Slrebens
nach Ausdehnung mit ungeheurer Gewalt auf diejenigen Körper wirken,
welche der ausdehnenden Kraft der sich entwickelten elastischen Dämpfe
im Wege sind. Dies erklärt leicht das weite Hinwegtreiben von Ka-
nonenkugeln, Flintenkugeln u. s. w. Die Verfertigung von Pulver
geschieht auf Pulvermühlen, Pulverfabriken. Als allgemeines Mischungs-
verhältniß der drei Materialien wird meistens angenommen: 6 Theile
Salpeter,^ 1 Theil Kohle und 1 Theil Schwefel, jedoch richtet sich die-
ses Verhältniß nach den Gebrauch, den man von dem Pulver machen
will, ob zum Kriege, zur Jagd oder zum Sprengen. Bei der Be-
reitung des Pulvers muß die größte Vorsicht angewendet werden, da
der kleinste Funke, der mit einigen Pulverkörnern in Berührung kommt,
leicht die übrige Menge entzünden kann, wodurch die größte Zerstörung
Bredow u. Erz. a. d. allg. Weltg. 13. Aufl. 18