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1. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 307

1852 - Altona : Hammerich
deutschen Protestanten schickten Hülfe unter dem tapfern Grafen von Mansfeld, und der Kaiser ließ Heere gegen Böhmen anrücken. Da starb Matthias 1619; und ihm folgte ein weitläufiger Verwandter 1619 Ferdinand Ii. Ihn kannte man als einen wüthenden Feind der Pro- testanten: er hatte in den österreichischen Erbstaaten durch schlaue Kunst- griffe die schon weit verbreitete lutherische Kirche gänzlich unterdrückt und breitete, um alle Gewaltthätigkeiten zu rechtfertigen, den Glauben aus, die protestantische Lehre reize .zu Ungehorsam und Aufruhr; und alle Bemühungen der Ketzer seien darauf gerichtet, sich von der landes- herrlichen Obergewalt los zu machen. — Einen solchen Fürsten mußte Böhmen scheuen. Und überall zeigten sich Freunde: Schlesien unterstützte, Mähren ward gewonnen, in einem Theile Oesterreichs erhoben sich die unter- drückten Protestanten wieder. Dadurch muthig gemacht, erwählten die Böhmen Friedrich Kurfürsten von der Pfalz, einen reformirten Fürsten, zu ihrem Könige. Er schwankte lange, die gefährliche Würde anzu- nehmen; doch seine Gemahlin, eine Tochter des Königs von England, trieb ihn dazu: Kannst Du Dich vermessen, die Hand einer Königs- tochter anzunehmen, und Dir bangt vor einer Krone, die man Dir freiwillig bringt? Ich will lieber Brod essen an Deiner königlichen Tafel, als an Deinem kurfürstlichen Tische schwelgen. — Er nahm das Königthum an, und die Krönung wurde zu Prag mit großer Pracht vollzogen. — Doch Friedrich war nicht der Mann, der sich in einer so mißlichen Lage zu behaupten verstanden hätte; er verschwendete seine Zeit in Ergötzlichsten; zerstreuete die Einkünfte seiner Länder in eitlem Prunk und drückte das Volk durch Auflagen. So machte er sich in Kurzem verhaßt: seine Soldaten wurden muthlos, und 1620 1626 den 8. November auf dem weißen Berge unweit Prag geschlagen. Friedrich saß während dieser Schlacht bei einem großen Gastmahle in Prag, und da er hörte, daß seine Soldaten gänzlich zerstreut wären, entfloh er Nachts mit solcher Eilfertigkeit, daß er seine Krone und seine geheimsten Papiere zurückließ. Dies Treffen hatte das Schicksal von ganz Böhmen entschieden. Prag ergab sich gleich am andern Tag dem Sieger; die übrigen Städte folgten dem Schicksale der Hauptstadt, und die Unterthanen huldigten Ferdinand, jetzt ohne alle Bedingung. Nach 3 Monaten wurden 27 der Hauptansührer hingerichtet, von dem gemeinen Volke eine unzählige Menge. Die Güter der Abwesenden und Todten wurden eingezogen; alle protestantischen Priester wurden Landes verwiesen, und den Maje- stätsbrief durchschnitt Ferdinand mit eigener Hand und verbrannte das Siegel. Sieben Jahre nach der Schlacht bei Prag war alle Duldung gegen die Protestanten im Königreiche aufgehoben. Doch Ferdinand war mit der Wiedereroberung seines Landes nicht zufrieden; auch Friedrich, Kurfürst von der Pfalz, der es gewagt hatte, sich zum Könige in Böhmen wählen zu lassen, sollte gezüchtiget und gänzlich vernichtet werden. 1621 wurde Friedrich seiner Kurwürde ent- 1621 scht, aus seinen Landen verwiesen; und der Herzog von Baiern, Maximilian, der durch seine Heere und seinen berühmten General Tilly in Böhmen gesiegt hatte, ward Kurfürst und erhielt die ober- pfalzischen Länder. Dadurch bekamen die Katholiken ein zu entschei- 20*
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