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1. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 314

1852 - Altona : Hammerich
314 Anblick empört, unterstanden sich, den Grafen Tilly zu erinnern, daß er dem Morden möchte Einhalt thun lassen. „Kommt in einer Stunde wieder, war seine Antwort. Ich will dann sehen, was ich thun werde. Der Soldat muß für seine Gefahr und Arbeit etwas haben." In we- niger als zwölf Stunden lag eine der schönsten Städte Deutschlands in Asche ; nur zwei Kirchen und etwa 130 Häuser an der Elbe, größten- theils Fischerhütten, blieben stehen. Der Todten waren so viel, daß man sie nicht begraben konnte; 6000 Leichen mußten in die Elbe ge- worfen werden, um die Gassen zu räumen; eine größere Menge von Lebenden und Leichen hatte das Feuer verzehrt; die ganze Anzahl der Getödteten wird auf 30,000 angegeben. Erst den vierten Tag wurde der Plünderung Einhalt gethan; und 1000 Menschen, die sich in die Domkirche geflüchtet hatten, wurden hervorgezogen, nachdem sie hier drei Tage und zwei Nachte in beständiger Todesfurcht und ohne Nahrung zugebracht hatten. Tilly schenkte ihnen das Leben und ließ Brod unter sie austheilen; doch ohne daß ihn seine unmenschliche That für jetzt gereuete, ritt er stolz durch die dampfenden, blutbespritzten Trümmer und konnte noch scherzend diese Gräuel die Magdeburger Hochzeit nen- nen. Diese Trunkenheit seines Siegesglücks währte aber nicht lange; es verließ ihn seit dieser That oft die ruhige Besonnenheit, durch die er in 36 Schlachten gesiegt hatte; und die Verwünschungen, mit denen sein Name überhäuft wurde, regten endlich auch dies verhärtete Gewissen auf, daß er für so viel unschuldig vergossenes Blut die Strafe des ver- geltenden Schicksals fürchtete. Gustav Adolf ergriff tiefer Schmerz bei der Nachricht dieses Un- glücks; er klagte laut die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen als Mitzerstörer von Magdeburg an und schwur dem grausamen Tilly Rache. — Wiewohl nun der Kurfürst von Sachsen den Schweden den Uebergang über die Elbe bei Wittenberg verweigert hatte, trauete ihm doch auch der Kaiser nicht, da er sich dem Restitutionsedicte widersetzte und Truppen warb. Lilly schickte also Gesandte an ihn, die ihm kai- serliche Einquartirung ankündigen sollten. Der Kurfürst verbat sich diese und sagte beim Abschiede zu den Gesandten: „Meine Herren, ich sehe wohl, daß man gesonnen ist, das lange gesparte Sächsische Konfekt endlich auch auf die Tafel zu setzen. Aber man pflegt dabei allerlei Nüsse und Schauessen aufzutragen, die hart zu beißen sind, und sehen Sie sich wohl vor, daß Sie sich nicht die Zähne daran ausbei- ßen." Auf diese Antwort rückte Tilly gegen, Sachsen an *). Da bat *) Er zog zuerst gegen Leipzig und nahm auch diese Stadt nach einer kurzen Belagerung ein. Alles zitierte vor dem unmenschlichen Wütherich, doch ein Zufall rettete die Stadt. Um sich besser vertheidigen zu können, hatten die Leipziger eine Vorstadt abgebrannt und nur das einzige Haus eines Tod- tengräbers war bei dem Brande stehen geblieben. In diesem wurden die Be- dingungen der Uebergabe verhandelt. Wie Tilly hier eintrat und die gemal- ten Schädel und Todtengebeine erblickte, mit welchen der Besitzer sein Haus geschmückt hatte, ward er blaß, und Grauen vor dem Tode durchbebte die blutbefleckte Seele des Helden. Leipzig erfuhr eine über alle Erwartung gnä- dige Behandlung. *
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