1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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genöthigt, ganz Florida an England auszuliefern, das den Kolonisten
südwärts liegt. Dies legte den Grund zu der Größe Englands, die
den Neid und die Furcht von Europa erregte.
So wie jetzt England die Wichtigkeit seiner Kolonien kennen
lernte, suchte es sie mehr einzuschränken und sie in einer Unterwürfig-
keit zu erhalten, die allen Handelsvortheil den Engländern zuführte.
Sie singen an, die Anlegung von Fabriken und Manufakturen in Nord-
amerika zu verbieten; es wurde den Hutmachern untersagt, mehr als
zwei Lehrburschen zu gleicher Zeit zu haben und ihre Hüte in andere
i"64 Kolonien auszuführen; und 1764 kam ein Befehl, daß von mehren
Waaren, die bisher frei nach Amerika eingeführt worden, z. B. von
Zucker, Kaffee, Seide, sehr hohe Zölle bezahlt werden sollten, um die
Kosten zu bestreiten, welche die Vertheidigung Amerika's nothwendig
mache; und wer eine Klage deswegen zu haben meine, solle seine Sache
vor den englischen Statthalter bringen, einen Mann, der seinen Gehalt
aus Geldstrafen zog, die er selbst erkannte. Diese Neuerungen erregten
Aufmerksamkeit, und man fand allgemein, daß die Rechte der Kolo-
nisten verletzt wären. Denn sie sollten gleiche Rechte mit den Eng-
ländern behalten; und diese hatten das Recht, selbst Abgaben und Zölle
durch ihre auserwählten Stellvertreter (Repräsentanten im Parlamente)
zu bewilligen oder zu verweigern. Jetzt aber legte ein englisches Par-
lament den Nordamerikanern, die darin keine Repräsentanten hatten,
willkührlich Abgaben auf. Die Kolonisten widersetzten sich also und
erklärten, daß sie keine Abgaben anerkenneten, als die ihnen von ihren
einheimischen selbsterwählten Obrigkeiten auferlegt wären. — Doch das
1765 englische Parlament achtete nicht darauf, sondern gab 1765 die Ver-
ordnung, daß die gewöhnlichen Handschriften und Verschreibungen, die
bei einem handelnden Volke täglich im Gebrauche sind, null und nich-
tig sein sollten, wofern sie nicht auf gestempeltem Papier oder Perga-
ment, wofür eine vom brittischen Parlament auferlegte Abgabe bezahlt
werden sollte, ausgefertiget wären. — Diese Verordnung erregte allge-
meine Bestürzung, und bald war das Urtheil verbreitet, daß es um
die Freiheit der Kolonien geschehen sei, wenn man diese Stempelakte
annähme. Das Volk stürmte durch die Straßen, besonders in Massa-
chusets: „Freiheit und Eigenthum auf immer und keine Stempel!"
Es wurden Gewaltthätigkeiten verübt an den Stempelmeistern und den
königlichen Beamten, doch gegen den Willen besserer Bürger, die daher
eine Wache bildeten, fernere Gewaltthaten zu verhindern. Den ersten
November 1765 sollte die Akte eingeführt werden. Den Morgen wur-
den in mehren Städten die Glocken geläutet, wie bei einem Leichenbe-
gängniß; zu Portsmouth folgte darauf ein förmlicher Leichenzug durch
die Straßen, mit zwei gedämpften Trommeln voraus, denen ein Sarg
folgte, worauf mit großen Buchstaben geschrieben stand Freiheit. Am
Begräbnißorte wurde der Verstorbenen eine Leichenrede gehalten; doch
kaum war diese geendiget, so hob man die Leiche in die Höhe, weil
man noch einige Spuren von Leben an ihr wahrnähme. Sogleich
ward die Inschrift in die Worte verändert: die wiederaufgelebte Frei-
heit; die Glocken tönten mit einem fröhlichen Klange, und allgemeine
Freude zeigte sich auf Aller Angesicht. Doch geschah alles dies mit
vielem Anstande und ohne Schmach oder Kränkung an irgend jemandes