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1. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 366

1852 - Altona : Hammerich
366 genöthigt, ganz Florida an England auszuliefern, das den Kolonisten südwärts liegt. Dies legte den Grund zu der Größe Englands, die den Neid und die Furcht von Europa erregte. So wie jetzt England die Wichtigkeit seiner Kolonien kennen lernte, suchte es sie mehr einzuschränken und sie in einer Unterwürfig- keit zu erhalten, die allen Handelsvortheil den Engländern zuführte. Sie singen an, die Anlegung von Fabriken und Manufakturen in Nord- amerika zu verbieten; es wurde den Hutmachern untersagt, mehr als zwei Lehrburschen zu gleicher Zeit zu haben und ihre Hüte in andere i"64 Kolonien auszuführen; und 1764 kam ein Befehl, daß von mehren Waaren, die bisher frei nach Amerika eingeführt worden, z. B. von Zucker, Kaffee, Seide, sehr hohe Zölle bezahlt werden sollten, um die Kosten zu bestreiten, welche die Vertheidigung Amerika's nothwendig mache; und wer eine Klage deswegen zu haben meine, solle seine Sache vor den englischen Statthalter bringen, einen Mann, der seinen Gehalt aus Geldstrafen zog, die er selbst erkannte. Diese Neuerungen erregten Aufmerksamkeit, und man fand allgemein, daß die Rechte der Kolo- nisten verletzt wären. Denn sie sollten gleiche Rechte mit den Eng- ländern behalten; und diese hatten das Recht, selbst Abgaben und Zölle durch ihre auserwählten Stellvertreter (Repräsentanten im Parlamente) zu bewilligen oder zu verweigern. Jetzt aber legte ein englisches Par- lament den Nordamerikanern, die darin keine Repräsentanten hatten, willkührlich Abgaben auf. Die Kolonisten widersetzten sich also und erklärten, daß sie keine Abgaben anerkenneten, als die ihnen von ihren einheimischen selbsterwählten Obrigkeiten auferlegt wären. — Doch das 1765 englische Parlament achtete nicht darauf, sondern gab 1765 die Ver- ordnung, daß die gewöhnlichen Handschriften und Verschreibungen, die bei einem handelnden Volke täglich im Gebrauche sind, null und nich- tig sein sollten, wofern sie nicht auf gestempeltem Papier oder Perga- ment, wofür eine vom brittischen Parlament auferlegte Abgabe bezahlt werden sollte, ausgefertiget wären. — Diese Verordnung erregte allge- meine Bestürzung, und bald war das Urtheil verbreitet, daß es um die Freiheit der Kolonien geschehen sei, wenn man diese Stempelakte annähme. Das Volk stürmte durch die Straßen, besonders in Massa- chusets: „Freiheit und Eigenthum auf immer und keine Stempel!" Es wurden Gewaltthätigkeiten verübt an den Stempelmeistern und den königlichen Beamten, doch gegen den Willen besserer Bürger, die daher eine Wache bildeten, fernere Gewaltthaten zu verhindern. Den ersten November 1765 sollte die Akte eingeführt werden. Den Morgen wur- den in mehren Städten die Glocken geläutet, wie bei einem Leichenbe- gängniß; zu Portsmouth folgte darauf ein förmlicher Leichenzug durch die Straßen, mit zwei gedämpften Trommeln voraus, denen ein Sarg folgte, worauf mit großen Buchstaben geschrieben stand Freiheit. Am Begräbnißorte wurde der Verstorbenen eine Leichenrede gehalten; doch kaum war diese geendiget, so hob man die Leiche in die Höhe, weil man noch einige Spuren von Leben an ihr wahrnähme. Sogleich ward die Inschrift in die Worte verändert: die wiederaufgelebte Frei- heit; die Glocken tönten mit einem fröhlichen Klange, und allgemeine Freude zeigte sich auf Aller Angesicht. Doch geschah alles dies mit vielem Anstande und ohne Schmach oder Kränkung an irgend jemandes
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