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1. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 4

1869 - Heidelberg : Weiß
4 Außer den Unfreien gab es noch Leibeigne oder Knechte, die als Sclaven behandelt wurden. Dies waren die Kriegsgefangenen oder solche Freie, die durch leidenschaftliches Spiel oder durch Schulden ihre Freiheit verloren halten. Die Sclaven waren unbeschränktes Eigenthum des Hofherrn, so. daß er sie verkaufen, verschenken oder todten konnte. Im Allgemeinen wurden sie jedoch uüld behandelt und konnten sich durch Ersparnisse loskaufen und in die Reihe der Freigelassenen eintreten. Einzelne Volksstämme ver alten Deutschen hatten Könige. Sie wurden aus den edlen Geschlechtern gewählt. Doch war die Macht der Könige nicht unumschränkt; in allen wichtigen Angelegenheiten blieb die Entscheidung der Volksversammlung. Jeder freie Mann war Mitglied dieser Versammlung. Alle erschienen dabei bewaffnet. Die Verhandlungen geschahen gewöhnlich am Neu- oder Vollmond an einem geweihten Orte, unter einer heiligen Eiche oder Linde. Kurz und bündig wurde besprochen, was zu thun oder zu lassen sei. Mißfielen die Vorschläge, so gab die Versammlung dies durch lautes Ge- murmel zu erkennen; fanden sie aber Beifall, so schlug man zum Zeichen der Zustimmung die Waffen zusammen. 5. Körperliche Beschaffenheit, Tugenden und Untugenden der alten Deutschen. Die Römer schilderten die alten Deutschen als große, kräftige Gestalten mit blauen Augen und blonden Haaren, und rühmten ihre Treue und Recht- schaffenheit, ihre Gastfreundschaft und ihre große Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterland. Gesetzbücher gab es damals nicht; die Ordnung wurde nach altem Herkommen aufrecht erhalten. Ihr einfaches Wort galt mehr als Eidschwur. Ein römischer Schriftsteller der damaligen Zeit sagt von ihnen: „Bei den Germanen vermögen gute Sitten mehr, als anderswo gute Gesetze. Sie halten es für Unrecht, einem Menschen ein Obdach zu verweigern, und be- wirthen Jeden nach Vermögen mit einem einfachen Mahle. Besitzen sie aber selbst Nichts, so suchen sie das nächste Haus aus und geleiten den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit wie ein alter lieber Bekannter auf- genommen wird. Verläßt der Gastfreund das Haus, so geben sie ihm mit, was er verlangt; denn auch sie nehmen gerne Geschenke an, ohne sich deß- wegen zu Gegendiensten verpflichtet zu fühlen." Doch hatten die alten Deutschen auch ihre Fehler, und mit Recht werfen ihnen die Römer Liebe zum Trunk und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen zuzubringen. Dabei geschah es nicht selten, daß Zank und Streit entstand, der oft mit blutigem Mord endete. — Nicht minder leidenschaftlich wie dem Trünke waren sie dem Würfel- spiel ergeben. Wunderbarer Weise trieben sie es nüchtern wie ein ernstes Ge- schäft. Nicht selten verloren sie Hab und Gut und setzten zuletzt selbst Leben und Freiheit ein. Ohne Murren und Klagen ging dann der Verlierende in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufen. 6. Die altdeutschen Frauen. Die Frauen standen bei den alten Deutschen hoch in Ehren. Das deutsche Mädchen erbte von seinem Vater die Kraft, von seiner Mutter die Milde. Es nahm Theil an den Spielen und Uebungen der Knaben und erlangte so
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