1869 -
Heidelberg
: Weiß
- Autor: Riegel, Ed.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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war er aber grausam und hinterlistig und scheute kein Mittel,
um sein vorgestecktes Ziel zu erreichen. Er vermählte sich mit
der burgundischen Königstochter Chlotildis, einer schönen und
verständigen Jungsrau. Sie war Christin und ihr ganzes
Sinnen und Trachten ging darauf aus, den König zu bekehren.
„Eure Götter sind nichtig und ohne Macht," sprach sie zu ihm;
„sie sind aus Holz geschnitzt und aus Stein oder Metall ver-
fertigt und die Namen, welche sie führen, sind menschliche Namen."
Aber sie richtete nichts aus, bis Chlodwig einst einen schweren
Krieg mit den Allemannen führte. Die Heere stunden sich bei
Zülpich (496) gegenüber. Schon wichen die Franken dem un-
gestümen Andringen der tapferen Allemannen. In dieser Noth
erhob Chlodwig den Blick zum Himmel und rief den Gott der
Christen um Beistand an. Er gelobte, sich taufen zu lasten,
wenn ihm der Sieg zu Theil würde. Als dies die Christen
hörten, welche in seinem Heere dienten, so rafften sie die letzte
Kraft zusammen und griffen auf's Neue die Feinde mit Unge-
stüm au. Die Allemannen verloren die Schlacht und mußten
ihr Land vom Main bis zur Mündung der Murg und den
Quellen der Tauber an die Frankeil abtreten. Chlodwig ließ sich
nachher mit 3000 seiner Krieger zu Rheims taufeil; aber er
zeigte keine Spur christlicher Sinnesänderung. Er fuhr fort,
die benachbarten Volksstämme mit Krieg zu überziehen und durch
Mord und Frevel aller Art seine Herrschaft zu erweitern. So
hatte er schon tu den ersten Jahren seiner Regierling den römi-
schen Statthalter Syagrius überfallen, bei Soissons besiegt und
dessen Gebiet mit seinem Reiche vereinigt. In gleicher Weise
machte er später die Burgunder zinsbar und eroberte einen Theil
des westgothischen Reiches im Süden Galliens. Viele Westgothen
zogen deshalb über die Pyrenäeil und ließen sich in Spailien
nieder. Gleich treulos und ungerecht verfuhr er gegen seine
eigenen Verwandten, wie folgendes Beispiel beweist.
Der fränkische König Siegbert, welcher zu Cöln herrschte,
hatte einen leichtsinnigen Sohn. Zu diesem schickte Chlodwig
insgeheim und ließ ihm sagen: „Siehe, dein Vater ist alt ge-
worden uild hat einen lahmen Fuß; wenn er stürbe, würde dem
Rechte nach dir das Reich zufallen, und meine Freundschaft würde
dir nicht fehlen." Dadurch verleitet, trachtete jener darnach, den
eigenen Vater zu tobten. Und als dieser einst in einem Buchen-
wald lustwandelte und dann einschlummerte, ließ ihn der gott-
lose Sohn ermorden. Darauf schickte er Boten an Chlodwig