1868 -
Elberfeld
: Volkmann
- Autor: Völker, Carl Chr. Conrad
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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großen Thaten unterhielten, sagte er: Ihr vergaßt das Schönste
und Größte, nämlich, daß nie einer meiner Mitbürger durch meine
Schuld in Trauer versetzt ist.
Nach seinem Tode fand sich in Athen kein bedeutender Mann,
der in seinem Geiste hätte fortwirken können. Die wichtigsten An-
gelegenheiten kamen in die Hände gemeiner, habsüchtiger Men-
schen, die das Volk zu den unsinnigsten Maßregeln verführten;
unter ihnen machte sich namentlich der Gerber und Lederhändler
Kleon bemerkbar. Später trat ein gewisser Alcibiades auf, ein
junger Mann von glänzenden Talenten, aber einem Leichtsinn, der
nicht blos ihn, sondern auch den Staat ins Verderben stürzten.
Der Peloponnesische Krieg dauerte indeß mit abwechselndem Glücke
fort; endlich erlagen die Athener der Tapferkeit und Umsicht des
spartanischen Feldherrn Lysauder, der ihre Flotte bei Aegos Po-
tamoi in Thracien schlug, dann Athen belagerte und es 404 zur
Ucbergabe zwang. Die Athener mußten darein willigen, daß die
Mauern der Stadt und des Piräus niedergerissen wurden; sie
mußten ihre Schiffe bis auf zwölf ausliefern und mit den Spar-
tanern gleiche Freunde und gleiche Feinde haben. Die Volksherr-
schaft wurde gestürzt und eine Negierung von dreißig Beamten,
gewöhnlich die dreißig Tyrannen genannt, eingesetzt. Da diese
aber höchst willkührlich verfuhren, so flohen viele Bürger aus der
Stadt; diese sammelten sich um einen gewissen Thrasybulus, dem
cs gelang, die Herrschaft der Dreißig zu stürzen.
§ 14. Sokrates, (f 399.)
Mitten in diesen verworrenen Zuständen Griechenlands und
diesen' blutigen Kriegen lebte zu Athen ein Mann, der fern von
Ruhmsucht und Streben nach äußeren Ehren seine ganze Thätig-
keit verwandte, darüber nachzudenken, wie der Mensch tugendhaft
und gottgefällig leben könne, was er zu thun habe, um seine
Pflichten gegen die Gottheit und die Nebcnmenschen zu erfüllen,
wie er zur Selbsterkeuntniß gelangeil könne. Dieser Mann war
Sokrates, der Sohn eines Bildhauers Sophroniscus und einer
Hebamme. Er war einfach in seiner Lebensweise und hatte sei-
nen Körper früh schon abgehärtet, so daß er Kälte, Hitze, Hun-
ger und Durst ohne Beschwerde ertrug. Er wollte aber das,