1868 -
Elberfeld
: Volkmann
- Autor: Völker, Carl Chr. Conrad
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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alte Liebe zu der schönen Frau und, um sie nicht als Gefangene
den Römern ausliefern zu müssen, machte er sie zu seiner Ge-
mahlin. Scipio aber wollte eine solche Verbindung nicht dulden,
da er nur zu gut die Vaterlandsliebe der Sophonisbe und ih-
ren Haß gegen Rom kannte; er fürchtete, sie möchte den Mas-
sinissa in seiner Treue wankend machen und forderte ihre Aus-
lieferung. Da reichte ihr Massinissa den Giftbecher, den sie frei-
willig trank, um der Sclaverei zu entgehen. In ihrer Bedräng-
niß riefen die Carthager den Hannibal aus Italien Zurück;
knirschend und seufzend, kaum der Thränen mächtig, hörte er
den Vortrag der Gesandten und verließ, seinem Geschicke grol-
lend, den Schauplatz seiner Thaten. Er landete glücklich an
der Küste seiner Heimath, die er seit vierunddreißig Jahren nicht
gesehen hatte, und erhielt den Oberbefehl über die ganze cartha-
gische Macht. Doch kam es vorläufig noch nicht zu Feindselig-
keiten; eine gewisse Scheu schien die beiden größten Feldherrn
ihrer Zeit abzuhalten, den wohlerworbenen Ruhm auf das Wür-
felspiel eines Entscheidungskampfes Zu setzen. Sie versuchten es,
durch eine persönliche Zusammenkunft den Weg gütlichen Ver-
gleichs zu betreten. Auf einer Ebene zwischen beiden Lagern
kamen sie zusammen; eine Weile schwiegen sie, einer bei dem
Anblick des andern vor Bewunderung erstaunend. Dann sprach
Hannibal zuerst; in der Erwiederung stellte Scipio aber Bedin-
gungen, auf die jener nicht eingehen konnte, und so schieden sie
mit der Ueberzeugung, daß man mit den Waffen entscheiden
und das Geschick annehmen müsse, welches die Götter verhängen
würden. Schon am nächsten Tage, wahrscheinlich am 19. Oc-
tober 202, kam es zur Schlacht bei Zama. Der große Schlach-
tenmeister fand hier an Scipio einen ebenbürtigen Gegner; den
Sieg entschied zuletzt namentlich die Reiterei, die Scipio in grö-
ßerer Masse ausgehoben hatte, als das bisher bei den Römern
der Fall gewesen.war. Der Friede, der nun erfolgte, und harte
Bedingungen für Carthago enthielt, wurde 201 vom Senat zu
Rom bestätigt. Viertausend Gefangene mußten sie in Freiheit
setzen, ihre Elephanten ausliefern, und 500 Schiffe wurden auf
der Rhede vor den Augen der Carthager verbrannt; außerdem
mußten ste in 50 Jahren 12 Millionen Thaler zahlen, dursten
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