1868 -
Elberfeld
: Volkmann
- Autor: Völker, Carl Chr. Conrad
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
73
die auch einst ein Raub der Zerstörung werden sollte. Er er-
hielt den Ehrennamen Africanus, mit dem Zusatze minor d. i.
der jüngere zum Unterschiede vom älteren Scipio. Aus seiner
glücklichen Muße, in welcher er fortan im Umgänge mit Gelehr-
ten, Dichtern und Künstlern lebte, wurde er noch einmal auf den
Kriegsschauplatz gerufen. Die Einwohner der Stadt Numantia
in Spanien, beim jetzigen Soria in Altcastilien, führten seit län-
gerer Zeit schon einen hartnäckigen Krieg gegen Rom, und da
die römischen Heere solche Niederlagen erlitten hatten, daß kein
Feldherr mehr einen neuen Angriff unternehmen wollte, so über-
trug man dem Scipio das Commando. Es gelang ihm, nach
einer Belagerung von fünfzehn Monaten die Stadt zu erobern,
fand sie aber wüste intb menschenleer, da sich die Bewohner selbst
durch Feuer und Schwert getödtet hatten. Er erhielt nun auch
den Ehrennamen Numantinus. Dies geschah im Jahre 133
v. Chr. G.
Um dieselbe Zeit erhielt Scipio aus Rom die Nachricht von
dem Tode seines Schwagers Tiberiuö Sempronius Gracchus, mit
dem er sich in politischen Dingen entzweit hatte.
Dieser Tiberius Gracchus war nebst seinem Bruder Casus
ein Sohn der Cornelia, der Tochter des älteren Afrikanus; Scipio
hatte seine Schwester zur Frau. Er war unter der Leitung sei-
ner trefflichen Mutter herangewachsen und hatte sich schon früh
vor Carthago und Numantia durch persönliche Tapferkeit und
Umsicht hervorgethan. Dennoch war es nicht kriegerischer Ruhm,
durch den er glänzen wollte, sondern er richtete seine Thätigkeit
auf ein anderes Gebiet des Staatslebeus. Die Verhältnisse der
einzelnen Stände im Volke lagen damals im Argen. Seitdem
die Macht des römischen Staates sich über das südliche Europa,
über Asien und Afrika ausgedehnt hatte, war an die Stelle der
früheren Einfachheit der Sitten und der Genügsamkeit Prachtliebe,
Schwelgerei und Habsucht getreten. Dabei waren die untern
Stände immer mehr verarmt, und der Reichthum, die Ehrenstellen
und der Landbesitz war in die Hände weniger Vornehmen, die sich
Optimalen nannten, gekommen. Diese hatten auch die Ländereien,
die dem Staate gehörten, den sogenannten ag-er publicus, unter
sich getheilt und ließen diesen durch ihre Sclaven bebauen; so sank