1868 -
Elberfeld
: Volkmann
- Autor: Völker, Carl Chr. Conrad
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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sitzung bestimmt, in welcher dem Diktator außerhalb Italiens der
Königstitel ertheilt werden sollte. Es hatte sich aber im Ge-
heimen eine Partei gegen Cäsar gebildet; Männer aus den
angesehensten Familien, zum Theil von ihm mit Wohlthaten über-
häuft, hatten sich verbündet, den Machthaber, der den letzten
Rest der republikanischen Verfassung zu vernichten im Begriff
war, aus dem Wege zu räumen. An der Spitze dieser Ver-
schwörung stand Marcus Junius Brutus, der Schwiegersohn des
Cato, der dessen republikanischen Eifer geerbt zu haben schien,
und Eajus Cassius, damals Prätor, der mißvergnügt, daß er
nicht Consul geworden war, den Brutus namentlich verführt
hatte. Die Zahl der Verschworenen wuchs bis auf sechszig.
Viele unter ihnen wurden von edleren Beweggründen getrieben,
indenl sie die Freiheit des Volkes retten wollten, andere aber
handelten aus persönlichem Hasse und Rachsucht. Keiner von ih-
nen bedachte aber, was die Folgen sein würden und in welch
neues Elend und unabsehbare Kämpfe sie den Staat stürzten;
denn die Verhältnisse Roms waren auf dein Punkte angelangt,
daß eine Republik unmöglich war und die Regierung in den
Händen eines Einzigen ruhen mußte. Cäsar ging, obwohl kör-
perlich unwohl, trotz der Bitten seiner durch bange Träume ge-
ängstigten Gattin, trotz eines Billets, das ihm übergeben wurde
und die Anzeige der Verschwörung entstielt, in die Versammlung,
die in der Curie des Pompejus gehalten wurde. Ein gewisser
Tillius Cimber wandte sich dort an ihn mit der Bitte um Be-
gnadigung seines Bruders; als Cäsar eine ausweichende Ant-
wort gab, zerrte er an dessen Toga, dem römischen Natiomck-
kleide, und das war das Zeichen für die Verschworenen. Sie
drangen auf ihn ein. Casca gab ihm den ersten Dolchstoß, ihm
folgten die andern; anfangs setzte sich Cäsar zur Wehre, als er
aber seinen geliebten Brutus auch unter den Mördern sah, ver-
hüllte er mit den Worten: „Auch du, mein Sohn!" sich mit sei-
ner Toga und sank, sechsundfünfzig Jahr alt, mit dreiundzwan-
zig Wunden bedeckt, an der Bildsäule des Pompejus nieder.
Brutus hielt den blutigen Dolch in die Höhe und wollte
eine Anrede an den Senat halten, aber Niemand hörte auf ihn,