1868 -
Elberfeld
: Volkmann
- Autor: Völker, Carl Chr. Conrad
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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Fug und Recht von sich rühmen konnte, er habe Rom als eine
Stadt von Backsteinen vorgefunden, und hinterlasse es als eine
von Marmor. Auch für Handel und Gewerbe, namentlich aber
für Kunst und Wissenschaften war er väterlich besorgt, er zog
Dichter, Künstler und Gelehrte an seinen Hof und wurde hier-
bei von feinem Vertrauten Mäcenas unterstützt, so daß man das
Zeitalter des Augustus in Bezug auf römische Literatur das
goldene zu nennen pflegt.
Ebenso half er dem Ackerbau auf und ermunterte seine Zeit-
genossen, zu dieser einst so ehrenvollen und von den Ersten des
Staates gepflegten Beschäftigung zurückzukehren.
Augustus hütete sich, den Schein zu erwecken, als ob er
die Republik umstürzen wollte; deßhalb behielt er alle bisherigen
republikanischen Aemter bei, suchte sie aber nach und nach in sei-
ner Person zu vereinigen. So ließ er sich namentlich die Ge-
walt eines Volkstribunen übertragen, war als solcher unver-
letzlich und konnte alle Beschlüsse des Senats verhindern. Im
Aeußern Zeigte er niemals den Herrn und ließ sich auch nicht
so anreden; seine Kleidung war einfach und bestand aus Gewän-
dern, die von seiner Frau und seiner Tochter gefertigt waren;
sein Haus auf dem palatinischen Hügel, Palatium genannt, (da-
her unser Wort Palast) zeigte weder im Aeußern noch im In-
nern jene üppige Pracht und jenen Luxus, den schon damals
viele reiche Privatleute trieben. Daher erwarb er sich denn auch
die Zuneigung des Volkes, das in ihm einen Erretter aus schwe-
rer Drangsal sah und ihn als den Wiederhersteller von Ruhe
und Ordnung pries. Sein Familienleben war nicht ungetrübt;
seine Tochter Julia bereitete ihm viel Verdruß durch unsittlichen
Lebenswandel und seine Gemahlin Livia, die er als Wittwe ge-
heirathet hatte, störte den Frieden des Hauses. Sie hatte aus
früherer Ehe zwei Söhne, Tiberius und Drusus, die wir in den
Kriegen mit den Deutschen noch werden kennen lernen. Dem
älteren, Tiberius, die Nachfolge in der Regierung zu sichern,
das war ihr eifrigstes Bemühen und sie brachte es endlich da-
hin, nachdem der Sohn von Augustus Schwester, Marcellus, und
die Söhne seiner Tochter Julia von Agrippa gestorben waren.
Nachdem der Kaiser endlich trotz seines Widerwillens gegen Ti-