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1. Die vorchristliche Zeit - S. 112

1852 - Leipzig : Brandstetter
112 als säße die Göttin der Ueberredung auf seinen Lippen. Was er dem Volke rieth, das geschah; wen er vertheidigte, dem schadete die grimmigste Wuth des Volkes nicht, sein Wort besänftigte. Einst hielt er den in einer Schlacht gefal- lenen Athenern eine Leichenrede. Hier erschien er so liebenswürdig und riß Alle so mit sich fort, daß, als er von der Rednerbühne herunterstieg, die Wei- der ihn mit Ungestüm umarmten, ihm ihre Armbänder umschlangen und ihn bekränzten, ja ihm eine goldene Krone aufsetzten. Perikles wollte durch das Volk herrschen, darum brach er die Macht der Vornehmen und Reichen, darum stürzte er vor Allem den Areopag, jenen alten ehrwürdigen Gerichtshof von Athen. Durch den Ephialtes, einen ihm sehr ergebenen Mann, setzte er es beim Volke durch, daß dem Areopag die Auf- sicht über die Sitten der Bürger und über den Staatsschatz entzogen wurde. Da in der Staatsverwaltung der wackere Cimon, des Miltiades Sohn, sein Gegner war, so ruhete er nicht eher, bis dieser durch den Ostracismus ver- bannt wurde; als später das Volk die Zurückberufung dieses Mannes wünschte, war er wieder der Erste, der den Antrag hierzu in der Volksversammlung stellte. So wußte er sich den Launen und Wünschen des Volkes zu fügen und dessen Gunst zu bewahren. Stets suchte er dem Volke Etwas zu bieten, was diesem schmeichelte; er veranstaltete bald Festversammlungen, bald öffentliche Gastmähler, bald feierliche Umzüge durch die Stadt. Perikles wollte, daß jeder athenische Bürger, auch der ärmste, an der Staatsverwaltung Theil nehmen sollte, darum führte er für die Richter einen Sold ein, der anfangs täglich einen, später drei Obolen (2 Ggr. 10 Pf.) betrug. Nun konnten auch arme Handwerker unter den Richtern sitzen, während früher blos die Reichen und Wohlhabenden das Recht sprachen. Damit die ärmere Volksklasse an den groß- ßen Festtagen, wo in Athen Schauspiele aufgesührt wurden, einen geistigen Genuß haben möchte, ließ er den Leuten aus dem öffentlichen Schatze Theater- geld zustellen. Der Bundesschatz war von der Insel Delos nach Athen verlegt; dieses Geld war ursprünglich dazu bestimmt, die Kosten für die Perserkriege zu bestreiten und die Bundesgenossen zu schützen. Da aber von den Persern keine Gefahr mehr drohete, glaubte Perikles den Bundesgenossen über die weitere Verwendung des Geldes keine Rechenschaft schuldig zu sein und er benutzte nun diese Hülfsquellen, um jene herrlichen Kunstwerke aufzuführen, die für alle späteren Zeiten Muster der Schönheit geworden sind und die Athen zu der glänzendsten und berühmtesten Stadt Griechenlands gemacht haben. 2. Das ohnehin schon kunstsinnige und geistig geweckte Volk der Athener gelangte durch Perikles auf die höchste Stufe der Bildung und es war ein glückliches Zusammentreffen, daß die größten Bildhauer und Baumeister Zeit- genossen und Freunde des Perikles waren. Ein solcher Freund des Perikles war Phidias, der berühmteste Bildhauer Griechenlands; zu den Haupt- werken des Perikles gehören aber die Propyläen, das Parthenon und das Odeum. Die Propyläen oder Vorhallen gehörten zu der Burg (Akropolis) von Athen und waren ein Werk des Atheners Mnesikles. Sie bestanden in einem fünffachen Marmorthor mit herrlichen Säulen*), das zu beiden Seiten *) Das Brandenburger Thor in Berlin ist nach dem Muster der athenischen Propyläen erbauet.
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