1852 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
175
desto mehr dachte Jeder nur darauf, wie er am besten leben könnte, und nicht,
wie er am besten dem Staate diente. Dabei wurden die Reichen immer mäch-
tiger, mit Gold konnte man jetzt mehr ausrichten als sonst, und solche Män-
ner, wie Fabricius und Kurius waren, wurden immer seltener. Ein Mann
von altem Schrot und Korn war der Censor Kato, der wollte mit aller Ge-
walt die früheren einfachen Sitten wiederherstellen. Er fürchtete, daß leicht
Einer zum Tyrannen stch aufwerfen könnte, wenn die Bürger einem weichlichen
Leben sich ergeben würden, wenn sie schöne Palaste baueten, Kunstwerke auf-
stellten und den Griechen es nachthun wollten. Auf die Griechen hatte der
strenge Mann besonders seinen Haß geworfen, denn von diesen kamen Viele
nach Rom, um die jungen Römer in griechischer Kunst und Wissenschaft zu
unterrichten. Manche jener Griechen waren allerdings Schwätzer und aus-
schweifende Menschen, welche einem Republikaner wie Kato nicht gefallen
konnten. Feinheit und Anmuth und Kunst, meinte dieser, gezieme nur Skla-
ven, die kein Vaterland hatten. So versuchte er denn, alle griechischen Red-
ner, Lehrer und Künstler aus Rom zu vertreiben, und darin standen ihm auch
Manche von den Volkstribunen bei. Scipio, der ruhmgekrönte „Afrikaner/'
wie er seit seinem Siege über Hannibal genannt wurde, war diesen Männern
auch verhaßt, weil er Gefallen hatte an griechischer Weisheit und Kunst, aber
auch, weil sie meinten, es wäre für den Freistaat gefährlich, wenn Einer so
viel bedeute. So klagten denn zwei Tribunen den trefflichen Mann unter
dem Vorwände an, er habe auf seinen Feldzügen Gelder, die dem Staate ge-
hörten, veruntreut und für stch behalten.
An dem Tage, wo die Sache verhandelt werden sollte, kam Scipio auf
das Forum, mit einem Lorbeerkranze um die Stirn. Er sprach: „Heute, ihr
Römer, ist der Tag, wo ich einst über Hannibal in Afrika einen herrlichen
Sieg erfochten habe. Kommt, laßt uns auf das Kapitol gehen und den Göt-
tern dafür danken!" Da jubelte das Volk und folgte ihm nach; von der An-
klage war nun nicht mehr die Rede. Scipio aber mochte seit der Zeit nicht
mehr in Rom bleiben; er ging auf sein Landgut und lebte dort in stiller Zu-
rückgezogenheit bis an seinen Tod, der in demselben Jahre erfolgte, in welchem
Hannibal sich selber das Leben nahm.
Der Censor Kalo fuhr indessen fort, die Prunksüchtigen zu strafen und
gegen die Erpressungen der Reichen und Mächtigen zu eifern; doch konnte er
der zunehmenden Zügellosigkeit keinen Damm mehr entgegensetzen. Aber jedes
Mal so oft Kato im Senate eine Rede gehalten hatte, fügte er regelmäßig die
Worte bei: „Uebrigens halte ich dafür, daß Karthago zerstört werden müsse!"
Ä. Die Zerstörung Karthago's.
Der Wunsch des Kato war auch der Wille des römischen Volks; dieses
wartete nur auf eine Gelegenheit, um abermals über die Karthager herfallen
zu können. Da geschah es, daß ein benachbarter König den Karthagern ein
Stück Land wegnahm. Sie durften aber ohne Einwilligung der Römer keinen
Krieg ansangen, darum schickten sie Gesandte nach Rom und baten um Hülfe.
Doch die Gesandten fanden kein Gehör. Die Karthager erneuerten ihre Kla-
gen und Bitten, und endlich wurden Römer abgesandt, die Sache zu unter-
suchen. Diese entschieden gegen Karthago. Der König ward nun übermüthiger,
und die Karthager ergriffen die Waffen, sich selbst zu wehren. Dieß erklären
die Römer für einen Friedensbruch und schicken ein Heer nach Sicilien.