1852 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Karthago erschrickt, sendet Abgeordnete und unterwirft unbedingt Land und
Leute. „So schickt uns 300 Geiseln als Zeichen eurer Unterwerfung!" 300
Jünglinge werden ihren Eltern entrissen und nach Rom geschickt. Dennoch
setzt ein römisches Heer unter Scipio dem Jüngeren nach Afrika über, und den
Karthagern wird befohlen, alle Waffen und Kriegsvorrälhe auszuliefern. Sie
thun es. Als nun aber der Befehl kommt, Karthago zu schleifen und sich
irgendwo im Lande, drei Meilen von der Küste entfernt, anzubauen: da wer-
den die Karthager zur Verzweiflung gebracht. Sie bieten ihre letzte Kraft auf,
um wenigstens nicht ehrlos unterzugehen.
Karthago hatte eine vortreffliche Lage auf einer Halbinsel und war stark
befestigt. Der Eingang in den Hafen konnte den römischen Schiffen durch
eine Kette gesperrt werden, und ein Landheer war so gestellt, daß die Stadt
ununterbrochen mit Lebensmitteln versehen werden konnte. Jung und Alt
arbeitete nun, Vertheidigungsmittel zu bereiten. Man trug die Häuser ab, um
Schiffsbalken zu gewinnen; alles Metall, alle Kostbarkeiten von Gold und
Silber wurden zusammengebracht, um Waffen daraus zu schmieden; auf den
Straßen, in den Tempeln sogar sah man hämmern, schmelzen, hobeln und
zimmern. Es fehlte an Sehnen für die Bogen; die Weiber schnitten ihr lan-
ges Haar dazu ab. So wehrten stch die Karrhager mit der äußersten Ver-
zweiflung zwei Jahre lang gegen die Römer. Im dritten Jahre endlich, 146
v. Ehr., erstürmten die römischen Soldaten die Mauern. Doch mußten ste
auch jetzt noch straßenweise die Stadt den Karthagern abringen und das wü-
thendste Morden in den Straßen und Häusern währte sechs Tage. Von
700,000 Einwohnern blieben nur »9,000 am Leben, die als Sklaven verkauft
wurden. Die Stadt war an mehreren Orten in Brand gesteckt worden und
brannte stebenzehn Tage lang.
S. Die Eroberung von Korinth.
Die Griechen hatten von ihrer früheren Geschichte nichts gelernt; ihrer
Uneinigkeit willen waren sie früher eine Beute Philipps von Makedonien ge-
worden, und ihrer Uneinigkeit willen wurden ste nun eine Beute der Römer.
Sparta stand in Fehde mit Korinth, Korinth wiegelte wieder andere Städte
gegen Sparta auf. Es waren viele Verräther unter den Griechen, die hielten
es mit den Römern und lockten diese in's Land. Da zog der Konsul Mum-
mius gegen die Korinther und ihre Verbündeten, schlug sie und eroberte
Korinth in demselben Jahre, in welchem Karthago zerstört ward. Nachdem
die Soldaten die reiche Stadt geplündert hatten, steckten sie dieselbe in Brand.
Die herrlichsten Paläste gingen in Rauch auf; eine Menge werthvoller Bild-
säulen und Gemälde schickte der rohe Eroberer nach Rom; er war aber in
Kunstsachen so unwissend, daß er den Schiffsleuten sagte, sie möchten die Sta-
tuen nicht entzwei brechen, sonst müßten sie dieselben wieder machen lassen.
Er hielt die Kunst für ein bloßes Handwerk.
Die Einwohner Korinths und viele andere Griechen wurden als Sklaven
fortgeführt; durch sie kam griechische Weisheit und Kunst nach Rom, und ver-
breitete sich.von dort über alle Länder der Erde. So haben die Griechen nock-
lange für die Bildung der Menschheit gewirkt, obwohl ihr Staat zertrümmert
und ihre Kraft gebrochen war.