1852 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Volkstribunen auf seiner Seite hatte, brachten die Patricier den Tribun Ok-
tavius auf ihre Seite, und als in der nächsten Volksversammlung über den
Antrag abgestimmt werden sollte, sprach Oktavius „Veto!" (ich verbiete es).
Da rief Tiberius: „Ihr Römer, nehmt dem Tribun das Amt, welches er zu
eurem Schaden misbraucht!" Es ward zur Abstimmung geschritten, und Ok-
tavius seiner Tribunswürde entsetzt. Nun konnte das Ackergesetz deö Tiberius
durchgebracht werden, und dazu ward noch bestimmt, die Schätze des Königs
Attalus sollten unter die Armen vertheilt werden.
4. Das Ende des Volkssreundes.
Tiberius, sein Bruder Kajus und noch ein anderer Freund des Volkes
wurden gewählt, um die öffentlichen Aecker nun wirklich zu vertheilen. Aber
es war eine höchst schwierige Ausgabe auszumitteln, welches Land ein Reicher
vom Staate oder als Erbeigenthum besaß. Die Patricier waren wüthend auf
den Volkstribun Gracchus, stetrösteten sich aber damit, daß die Zeit seines Am-
tes bald zu Ende ging. Dann wollten sie Alles aufbieten, um seine Wieder-
wählung zu verhindern.
Der verhängnißvolle Tag erschien; der Senat versammelte sich schon früh
Morgens auf dem Kapitol. Tiberius kam auch mit einer kleinen Schaar seiner
Anhänger. Die Senatoren drangen in den Konsul, er solle Waffengewalt ge-
brauchen, wenn man den Tiberius wieder wählen würde. Doch der Konsul
antwortete: „Ich mag kein Bürgerblutvergießen." Da rief der Oberpriester
Nasica: „Ihr Senatoren, der Konsul verräth den Staat! Wer ihn retten will,
der folge mir!" So stürzte er fort nach der Volksversammlung, die Senato-
ren folgten ihm, und deren Anhänger standen schon bewaffnet draußen, um
auf das gegebene Zeichen loszuschlagen. Das unbewaffnete Volk wurde um-
zingelt, die Senatoren und ihre Helfershelfer hieben mit ihren Schwertern
ein, erschlugen den Tiberius mit 300 Bürgern, schleiften die Leichen dann durch
die Straßen und warfen sie endlich in die Tiber.
Kajus Gracchus.
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Nun sorgten die Patricier dafür, daß das ganze Gesetz über die Acker-
vertheilung nicht zur Ausführung kam. Dem Kajus, den sie fürchteten, gab
der Senat ein Amt in Sardinien zu verwalten, um ihn von Rom zu entfer-
nen. Er mußte gehorchen und ging. Aber als seine Zeit um war, erschien er
plötzlich wieder in Rom, und keine Bitten seiner Mutter, die ihn um Aufschub
bat, hielten ihn ab, sich um das Tribunat zu bewerben. Das Bild seines er-
schlagenen Bruders schwebte ihm Tag und Nacht vor Augen, aber er wollte
vollenden, was Tiberius begonnen hatte, und dem Streben seines edlen Bru-
ders nicht untreu werden.
Das Volk wählte den Kajus zum Tribun, und nun ließ er seiner stür-
mischen Beredtsamkeit freien Lauf. Das Andenken an seinen Bruder, die
Noch des Volks, die er vor Augen sah, und der Zorn über die vielen vergeb-
lichen Anstrengungen, die bereits zur Abhülfe gemacht waren—das Alles machte
ihn leidenschaftlich und ungestüm, und wenn er vor dem Volke sprach, dann
war seine Stimme, sein Blick, seine Gcbehrde so hinreißend gewaltig, daß
selbst seine Feinde einmal zu Thränen gerührt wurden. Nun war er thätig
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