Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die vorchristliche Zeit - S. 179

1852 - Leipzig : Brandstetter
179 Volkstribunen auf seiner Seite hatte, brachten die Patricier den Tribun Ok- tavius auf ihre Seite, und als in der nächsten Volksversammlung über den Antrag abgestimmt werden sollte, sprach Oktavius „Veto!" (ich verbiete es). Da rief Tiberius: „Ihr Römer, nehmt dem Tribun das Amt, welches er zu eurem Schaden misbraucht!" Es ward zur Abstimmung geschritten, und Ok- tavius seiner Tribunswürde entsetzt. Nun konnte das Ackergesetz deö Tiberius durchgebracht werden, und dazu ward noch bestimmt, die Schätze des Königs Attalus sollten unter die Armen vertheilt werden. 4. Das Ende des Volkssreundes. Tiberius, sein Bruder Kajus und noch ein anderer Freund des Volkes wurden gewählt, um die öffentlichen Aecker nun wirklich zu vertheilen. Aber es war eine höchst schwierige Ausgabe auszumitteln, welches Land ein Reicher vom Staate oder als Erbeigenthum besaß. Die Patricier waren wüthend auf den Volkstribun Gracchus, stetrösteten sich aber damit, daß die Zeit seines Am- tes bald zu Ende ging. Dann wollten sie Alles aufbieten, um seine Wieder- wählung zu verhindern. Der verhängnißvolle Tag erschien; der Senat versammelte sich schon früh Morgens auf dem Kapitol. Tiberius kam auch mit einer kleinen Schaar seiner Anhänger. Die Senatoren drangen in den Konsul, er solle Waffengewalt ge- brauchen, wenn man den Tiberius wieder wählen würde. Doch der Konsul antwortete: „Ich mag kein Bürgerblutvergießen." Da rief der Oberpriester Nasica: „Ihr Senatoren, der Konsul verräth den Staat! Wer ihn retten will, der folge mir!" So stürzte er fort nach der Volksversammlung, die Senato- ren folgten ihm, und deren Anhänger standen schon bewaffnet draußen, um auf das gegebene Zeichen loszuschlagen. Das unbewaffnete Volk wurde um- zingelt, die Senatoren und ihre Helfershelfer hieben mit ihren Schwertern ein, erschlugen den Tiberius mit 300 Bürgern, schleiften die Leichen dann durch die Straßen und warfen sie endlich in die Tiber. Kajus Gracchus. 1. Nun sorgten die Patricier dafür, daß das ganze Gesetz über die Acker- vertheilung nicht zur Ausführung kam. Dem Kajus, den sie fürchteten, gab der Senat ein Amt in Sardinien zu verwalten, um ihn von Rom zu entfer- nen. Er mußte gehorchen und ging. Aber als seine Zeit um war, erschien er plötzlich wieder in Rom, und keine Bitten seiner Mutter, die ihn um Aufschub bat, hielten ihn ab, sich um das Tribunat zu bewerben. Das Bild seines er- schlagenen Bruders schwebte ihm Tag und Nacht vor Augen, aber er wollte vollenden, was Tiberius begonnen hatte, und dem Streben seines edlen Bru- ders nicht untreu werden. Das Volk wählte den Kajus zum Tribun, und nun ließ er seiner stür- mischen Beredtsamkeit freien Lauf. Das Andenken an seinen Bruder, die Noch des Volks, die er vor Augen sah, und der Zorn über die vielen vergeb- lichen Anstrengungen, die bereits zur Abhülfe gemacht waren—das Alles machte ihn leidenschaftlich und ungestüm, und wenn er vor dem Volke sprach, dann war seine Stimme, sein Blick, seine Gcbehrde so hinreißend gewaltig, daß selbst seine Feinde einmal zu Thränen gerührt wurden. Nun war er thätig 12* \
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer