1852 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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In Trauerkleidern, zum Zeichen der Schmach, die ihm widerfahren war, zog
er durch Etrurien; er erinnerte die Einwohner, wie er sechs Mal Konsul ge-
wesen wäre, wie er über den Jugurtha gesiegt und die Republik vor den Cim-
Lern und Teutonen gerettet hatte. Da sammelten sich viele von seinen Freun-
den und Anhängern um ihn, alte Soldaten, Sklaven, verlaufenes Volk, es
war Alles willkommen, was gegen die Vornehmen, was gegen die Partei des
Sulla losschlagen wollte. Mit dem Heere des Cinna vereint rückte Marius
an der Spitze einer Bande, die sich nur die „Marianer" nannte, in Rom ein.
Dem Konsul O ktav iu s, der noch drinnen war, hatte Cinna Schutz und
Sicherheit versprochen, aber kaum war die Gewalt in den Händen des Marius,
als dieser kein Versprechen und keine Bitten mehr achtete, sondern seine Bande
losließ, um endlich einmal volle Rache an seinen Feinden zu nehmen.
Nun zogen sie durch die Straßen, plündernd, raubend, mordend, den
Konsul Oktavius stießen sie zuerst nieder, dann erschlugen sie Jeden, auf den
Marius zeigte; bald war es schon genug, wenn Marius Einen, der ihn grüßte,
nicht wiedergrüßte, um den niederzumachen. Die größten Schandthaten wur-
den verübt; fünf Tage und fünf Nächte währten die Greuel. In den Stra-
ßen lagen die Leichname hoch übereinander, denn Marius gönnte Keinem ein
ehrliches Begrabniß. Endlich entsetzten sich selbst Cinna und dessen Freund
Sertorius über dieses Wüthen. Da sich die zügellosen Rotten nicht meyr
halten ließen, führten sie in einer Nacht ihr Heer gegen die Marianer und hie-
den sie alle, mehr als 4000 an der Zahl, bis auf den letzten Mann nieder.
3. Sulla zieht nach Rom.
Sulla, der unterdessen glücklich gegen Mithridat gekämpft hatte, machte
schnell Frieden, sobald er die Vorgänge in Rom erfuhr, und setzte sich mit sei-
nem siegreichen Heere in Marsch gegen Italien. Marius, der wilde Marius
zitterte, und vor Angst trank er so übermäßig, daß er (über 70 Jahr alt) seinen
Tod fand. Cinna sammelte ein Heer, um gegen Sulla zu ziehen; aber seine
eigenen Soldaten empörten sich gegen ihn und schlugen ihn todt. An der
Spitze der Volkspartei stand nun der junge Marius und Sertorius; sie brach-
ten ein Heer von 300,000 Mann zusammen, das aber aus verdorbenen zügel-
losen Schaaren bestand, und dem wohlgeübten des Sulla nicht Stand zu halten
vermochte.
Sulla landete (83 v. Ehr.) in Italien, schlug alle seine Widersacher, hielt
dann einen prächtigen Triumphzug in Rom, fing aber nun ebenfalls zu wüthen
an. Sechstausend von des Marius Sklaventruppen hatten sich ergeben, weil
ihnen Verzeihung versprochen war; aber sie wurden sammt und sonders in der
großen Rennbahn zu Rom niedergemetzelt. Während dieß geschah, hielt Sulla
in einem benachbarten Tempel eine Versammlung der Senatoren; als diese
das Geschrei der Unglücklichen hörten, sprangen sie voll Entsetzen auf. Doch
Sulla beruhigte sie mit den Worten: „Es ist nichts, man richtet nur einige
Elende hin."
Fürchterlich war die Acht (Proscription), die Sulla über seine Gegner
ergehen ließ. Die meisten Reichen und Vornehmen standen auf der Liste der
Geächteten (Proscribirten), und wessen Name auf einer solchen Liste stand,
der galt für vogelfrei. Wochenlang dauerte das Morden, während Sulla mit
liederlichen Weibern, Tänzern, Possenreißern schwelgte. „Wen willst du denn
noch leben lassen?" fragte ihn kühn ein angesehener Senator; „es ist nur,