1852 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Aber auch Wilhelm säumte nicht, alle Früchte des gewonnenen Sieges zu sam-
meln. Sobald als möglich brach er vom Schlachtfeld auf, unterwarf sich
Dover und andere benachbarte Orte; ganz Kent erkannte ihn als König. Von
da rückte er gegen London, wohin sich die Reste des geschlagenen Heeres ge-
flüchtet hatten. Seine Annäherung brach alle daselbst gepflogenen Verhand-
lungen ab. Hohe und Niedrige kamen ihm mit Versicherung ihrer Ergeben-
heit entgegen und baten ihn, den erledigten Thron zu besteigen. Nach einigem
Zögern willigte er in ihre Bitten. In der Westminsterabtei erfolgte die Krö-
nung, vollzogen von dem Erzbischof von Uork. Alle Anwesenden wurden be-
fragt, ob sieden Herzog Wilhelm als ihrem neuen König treu sein wollten?
Sie bejahten dieß mit lauter Stimme. Darauf schwur er selbst, Gerechtigkeit
zu handhaben, die Kirche zu schützen und Engländer und Normannen wie ein
Volk zu regieren. Das Volk jubelte ihm Beifall zu. Da ereignete sich ein
Umstand von übler Vorbedeutung. Die Soldaten, die vor den Kirchthüren
Wache hielten, hörten das Geschrei im Innern der Kirche und bildeten sich
ein, das Volk habe sich an ihrem Herzog vergriffen. Augenblicklich sielen sie
über dasselbe her und steckten zugleich die benachbarten Häuser in Brand.
Schrecken ergriff die Versammelten, überall war Flucht und Verwirrung und
Wilhelm selbst konnte nur mit Mühe den Aufruhr stillen.
7.
Der Anfang der neuen Regierung entsprach den Wünschen der Englän-
der und dem geleisteten Krönungseide. Wilhelm hielt sein Heer in strengster
Zucht, sorgte für Handhabung der Gerechtigkeit und zeigte sich seinen neuen
Unterthanen voll Huld und Gnade. Er gewann die Geistlichkeit durch große
Geschenke und suchte Engländer und Normannen durch Ehen und Freund-
schaftsbündnisse zu vereinigen. Zugleich sorgte er aber auch für Befestigung
seiner Regierung. Er entwaffnete London und mehrere andere Plätze, erbaute
da und dort Festungen und legte alle Gewalt in die Hände der Normannen,
räumte auch seinen Landsleuten alle Güter der Engländer ein, die bei Hastings
gekämpft hatten. Dies erregte große Unzufriedenheit und als Wilhelm bald
darauf nach der Normandie abreiste, brach ein Aufstand aus. Schnell aber
war der König (der vielleicht schon vorher von Allem unterrichtet war) wieder
in England und dämpfte mit Waffengewalt den Aufruhr. Nun verfuhr er
mit der größten Härte. Dem Adel wurden die großen Güter entzogen und
Wilhelm gab sie fortan seinen Anhängern, nicht zum Eigenthum, sondern
als Lehen. Das ganze Reich wurde sin 60,215 Ritterlehen getheilt, von
welchen 28,215 den Geistlichen angehörten und 1422 königliche Kammergüter
waren. Jeder Lehensträger war verbunden, eine bestimmte Zahl Mannschaft
zum Kriegsdienst zu stellen. Auch die reiche und mächtige Geistlichkeit wurde
nun vom Könige abhängig und die wichtigsten Kirchenstellen wurden mit
Normannen besetzt. Die angelsächsische (englische) Sprache mußte der fran-
zösischen weichen, in allen Schulen des Reichs wurde fortan französisch gelehrt.
Da aber die alte Landessprache sich nicht vertilgen ließ, bildete sich das Eng-
lische als ein Gemisch von Deutsch und Französisch, wie denn auch die britische
Nation aus Briten, Angelsachsen und Normannen entstanden ist.
8.
Indessen verlor Wilhelm bei allen Anstalten, die er zur Unterjochung
Englands traf, nicht seine Erbstaaten aus den Augen. Die Grafschaft Maine