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1. Das Mittelalter - S. 134

1852 - Leipzig : Brandstetter
134 Aber auch Wilhelm säumte nicht, alle Früchte des gewonnenen Sieges zu sam- meln. Sobald als möglich brach er vom Schlachtfeld auf, unterwarf sich Dover und andere benachbarte Orte; ganz Kent erkannte ihn als König. Von da rückte er gegen London, wohin sich die Reste des geschlagenen Heeres ge- flüchtet hatten. Seine Annäherung brach alle daselbst gepflogenen Verhand- lungen ab. Hohe und Niedrige kamen ihm mit Versicherung ihrer Ergeben- heit entgegen und baten ihn, den erledigten Thron zu besteigen. Nach einigem Zögern willigte er in ihre Bitten. In der Westminsterabtei erfolgte die Krö- nung, vollzogen von dem Erzbischof von Uork. Alle Anwesenden wurden be- fragt, ob sieden Herzog Wilhelm als ihrem neuen König treu sein wollten? Sie bejahten dieß mit lauter Stimme. Darauf schwur er selbst, Gerechtigkeit zu handhaben, die Kirche zu schützen und Engländer und Normannen wie ein Volk zu regieren. Das Volk jubelte ihm Beifall zu. Da ereignete sich ein Umstand von übler Vorbedeutung. Die Soldaten, die vor den Kirchthüren Wache hielten, hörten das Geschrei im Innern der Kirche und bildeten sich ein, das Volk habe sich an ihrem Herzog vergriffen. Augenblicklich sielen sie über dasselbe her und steckten zugleich die benachbarten Häuser in Brand. Schrecken ergriff die Versammelten, überall war Flucht und Verwirrung und Wilhelm selbst konnte nur mit Mühe den Aufruhr stillen. 7. Der Anfang der neuen Regierung entsprach den Wünschen der Englän- der und dem geleisteten Krönungseide. Wilhelm hielt sein Heer in strengster Zucht, sorgte für Handhabung der Gerechtigkeit und zeigte sich seinen neuen Unterthanen voll Huld und Gnade. Er gewann die Geistlichkeit durch große Geschenke und suchte Engländer und Normannen durch Ehen und Freund- schaftsbündnisse zu vereinigen. Zugleich sorgte er aber auch für Befestigung seiner Regierung. Er entwaffnete London und mehrere andere Plätze, erbaute da und dort Festungen und legte alle Gewalt in die Hände der Normannen, räumte auch seinen Landsleuten alle Güter der Engländer ein, die bei Hastings gekämpft hatten. Dies erregte große Unzufriedenheit und als Wilhelm bald darauf nach der Normandie abreiste, brach ein Aufstand aus. Schnell aber war der König (der vielleicht schon vorher von Allem unterrichtet war) wieder in England und dämpfte mit Waffengewalt den Aufruhr. Nun verfuhr er mit der größten Härte. Dem Adel wurden die großen Güter entzogen und Wilhelm gab sie fortan seinen Anhängern, nicht zum Eigenthum, sondern als Lehen. Das ganze Reich wurde sin 60,215 Ritterlehen getheilt, von welchen 28,215 den Geistlichen angehörten und 1422 königliche Kammergüter waren. Jeder Lehensträger war verbunden, eine bestimmte Zahl Mannschaft zum Kriegsdienst zu stellen. Auch die reiche und mächtige Geistlichkeit wurde nun vom Könige abhängig und die wichtigsten Kirchenstellen wurden mit Normannen besetzt. Die angelsächsische (englische) Sprache mußte der fran- zösischen weichen, in allen Schulen des Reichs wurde fortan französisch gelehrt. Da aber die alte Landessprache sich nicht vertilgen ließ, bildete sich das Eng- lische als ein Gemisch von Deutsch und Französisch, wie denn auch die britische Nation aus Briten, Angelsachsen und Normannen entstanden ist. 8. Indessen verlor Wilhelm bei allen Anstalten, die er zur Unterjochung Englands traf, nicht seine Erbstaaten aus den Augen. Die Grafschaft Maine
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