1852 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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rechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurlheilen!"
Zugleich hieb er ihn mit dem Schwerte, daß er für todt hinweggetragen wurde.
Der König, welcher aus dem Fenster einer gegenüber gelegenen Burg der
Hinrichtung zusah, verbiß seinen Zorn hierüber, denn er fürchtete das Volk,
welches den jungen Prinzen liebte.
Von dem Blutgerüste herab sprach Konrad noch rührende Worte zum
Volke. Dann nahm er Abschied von seinem Jugendfreunde, legte sein Ober-
kleid ab, hob Arme und Augen gen Himmel und sprach: „Jesus Christus,
Herrscher der Welt! Wenn dieser Kelch nicht vor mir vorüber gehen soll, so
befehle ich meinen Geist in deine Hände!" Dann knieete er nieder und rief:
„O Mutter, Mutter! Welches Herzeleid bereite ich dir!" Und darauf empfing
er den Todesstreich. Als Friedrich von Oestreich das Haupt seines Freundes
fallen sah, schrie er, von dem heftigsten Schmerze ergriffen, laut auf, so daß
alle Umstehenden zu Thranen gerührt wurden. Dann traf auch ihn des Hesi-
kers Beil.
So kläglich endete das edle Geschlecht der Hohenstaufen, welches so
herrlich begonnen hatte. Wie großen Nutzen hätte dasselbe stiften können,
wenn es, statt nach fremden Kronen zu streben, sich mit allem Eifer einzig der
Regierung des deutschen Vaterlandes gewidmet hätte!
Rudolph und Albrecht I.
1. Rudolph von Habsburg (1273 n. Chr.)
1 Der fromme Graf?)
Graf Rudolph von Habsburg ritt einmal mit seinen Dienern aufs Waid-
werk zum Beißen und Jagen, und wie er in eine Aue kam, er allein mit seinem
Pferde, so hörte er eine Schelle klingen. Er ritt dem Getön nach durch das
Gesträuch, zu erfahren, was das wäre. Da fand er einen Priester mit dem
hochwürdigen Sacrament und seinen Meßner, der ihm das Glöcklein vortrug;
da stieg Graf Rudolph von seinem Pferde, kniete nieder und bewies dem hei-
ligen Sacramente seine Verehrung. Nun war es an einem Wässerlein und
stellte der Priester das heil. Sacrament neben sich, fing an seine Schuhe aus-
zuziehen und wollte durch den Bach, der sehr angeschwollen, hindurchwaten,
denn der Steg war durch Anwachsen des Wassers hinweggerissen. Der Graf
fragte den Priester, wo er hinauswolle. Der Priester antwortete: „Ich trage
das heilige Sacrament zu einem Siechen, der in großer Krankheit liegt und
da ich an das Wasser gekommen, ist der Steg hinweggerissen, muß also hin-
durchwaten, damit der Kranke nicht verkürzt werde."
Da hieß Graf Rudolph den Priester mit dem hochwürdigen Sacramente
auf.sein Pferd sich setzen und damit bis zum Kranken fahren, damit er *)
*) Nach der Chronik von Aegidius Tschudi.