1852 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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der Erzbischof von Köln, der Pfalzgraf Rudolph, die Herzoge von Sachsen-
Wittenberg und von Kärnthen waren für Friedrich, und noch mehr, er hatte
einen Bruder, der für ihn gegen die ganze Welt gekämpft hätte, das war der
tapfere Herzog Leopold, „die Blume der Ritterschaft" genannt. Aber eine
nicht minder mächtige Partei war gegen das Haus Habsburg: der junge König
Johann von Böhmen, Heinrichs von Luremburg Sohn, die Kurfürsten von
Mainz und Trier, Markgraf Waldemar von Brandenburg und der Herzog
von Sachsen-Lauenburg, kurz Alle, welche dem Hause Luremburg anhingen,
dessen Sprößling König Johann von Böhmen, noch zu jung für die
deutsche Kaiserkrone, war. Diese luremburgische Partei wandte ihre Blicke
auf Ludwig den Baier, der als ein edler, gerechter und tapferer Herr
bekannt war; ihm trug sie die Krone an. Als diese Botschaft zu ihm kam,
sprach er überrascht: „Was wollen die Fürsten mit mir? Ich gab meinem
Vetter Friedrich mein Wort, ihm bei der Wahl nicht zuwider zu sein! Ihn
wählet zum König; auch ist seine Macht bei weitem größer als die meinige."
Darauf entgegneten ihm die Kurfürsten von Mainz und Trier: „Das Ver-
sprechen, das Ihr ihm gabt, ist null und nichtig; denn Ihr gabt es, bevor
Ihr wisset konntet, daß man Euch selbst zum Kaiser wählen würde. Was aber
Eure Macht betrifft, so wisset, daß alle Freunde des Hauses Luremburg für
Euch einftehen." Nun willigte Ludwig endlich ein. Aber kaum hatte er's
gethan, so kam auch der Eigennutz der Kurfürsten an den Tag und sie beding-
ten sich große Summen Geldes und wichtige Vorrechte von ihm aus, denn den
Fürsten war der Kaiser am liebsten, der sie in ihrer Selbstherrlichkeit nicht
störte.
Als nun der Tag zur Königswahl da war, lagerten sich beide Parteien,
die habsburgische und die luremburgische, vor Frankfurt am Main. Die erstere
wählte am 19. October 1314 mit vier Stimmen Fr i ed r ich den Schönen,
die letztere am folgenden Tage mit fünf Stimmen Ludwig den Baier.
Freudig schloß diesem die Stadt Frankfurt die Thore auf und huldigte ihm
als rechten Herrn des deutschen Reiches, während sie Friedrich den Schönen
abwies. Da wollte sich dieser schnell in Aachen krönen lassen, doch Ludwig kam
vor ihm an, und so ließ sich Friedrich am 25. November in Bonn durch den
Erzbischof von Köln krönen. Ludwig empfing des folgenden Tages zu Aachen
aus der Hand des Erzbischofs von Mainz die Krone. So hatte jeder der
beiden Nebenbuhler ein Herkommen für sich und zwar Friedrich, daß ihn jener
Erzbischof gekrönt hatte, welcher diese Handlung schon seit alten Zeiten zu ver-
richten pflegte, Ludwig hingegen die Krönungsstadt. Da nun bisher nur die
Einhelligkeit der Wahlstimmen gegolten hatte, so behauptete Jeder, er
habe Recht, und die Entscheidung ward auf das Gottesurtheil des Kampfes
gestellt. Darüber wurde ganz Deutschland zum Schlachtfeld, und leider
Jahre lang!
3.
Endlich vermochte der feurige Friedrich seine Ungeduld nach einer Ent-
scheidung nicht länger mehr zu bemeistern und brach im Herbste des Jahres
1322 in's Baierland ein. Seine zuchtlosen Kriegsleute hausten dort so übel,
daß Ludwig, vom Schmerz über die Noth des Volkes tief erschüttert, lieber der
Krone entsagen, als es noch länger leiden sehen wollte. Doch schon drängten
ihn Friedrich und Leopold zur Schlacht. Leopold wollte von Schwaben her