1868 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: Gohr, Robert
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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es sich abschreiben oder abschreiben lassen. Das war lang-
wierig und kostspielig. Die wenigsten Menschen konnten schrei-
den, höchstens die Geistlichen. Jahrhunderte lang be-
schäftigten sich die Mönche in den Klöstern mit dem
Abschreiben von Büchern, wobei sie viel Geld verdienten;
eine Bibel kostete z. B. 3—400 Thaler und mehr. Wer 2
bis 3 Bücher besaß, mußte schon wohlhabend sein.
2. Die alten Bücher waren meist auf Pergament (ge-
gerbte Thierfelle) geschrieben. Endlich erfand man auch unser
Papier, welches aus Leinwandlappen bereitet wird.
Um Heiligenbilder und Spielkarten schneller herzu-
stellen, schnitzte man sie in Holztafeln ein, bestrich diese mit
Farbe und druckte sie auf Papier ab. Auf eben diese Weise
fertigte man kleinere Bücher, namentlich Schulbücher, an,
indem man jede Seite des Buches in eine Holztafel schnitzte
und dann abdruckte.
3. Um das Jahr 1440 versuchte Johann Guttenberg in
Mainz zuerst das Drucken mit beweglichen Buchsta-
den. Er schnitt auf Stäbchen von Buchenholz (daher Buch-
staben) einzelne Buchstaben ein, die er zusammensetzen, aus-
einandernehmen und wieder znsammensetzen konnte.
Weil er arm war, verband er sich mit dem reichen Gold-
schmied Faust, der ihm 2000 Gulden lieh. Auch trat noch
der Pfarrer Peter Schöffer, der schöne Buchstaben zu
formen verstand, in ihren Bund.
4. Als der habsüchtige Faust aber dem Guttenberg
alle Künste abgelernt hatte, verlangte er plötzlich seine 2000
Gulden zurück. Diese konnte Guttenberg nicht bezahlen, und
so erhielt Faust die ganze Druckerei und alle Geräthschaften
durch daö Gericht zugespro.chen. Im Verein mit dem ge-
schickten Peter Schöffer, dem er seine Tochter zur Frau
gab, druckte Faust nun Bücher. Statt der Holzbuchstaben
erfanden sie bald metallene und auch eine gute Druckerschwärze.
Die Buchdruckerkunst, wurde anfänglich geheim gehalten,
so daß Faust und Schöffer viel Geld verdienten. Aber ihre
Gesellen verbreiteten sie bald durch ganz Europa.
5. Ihr an Guttenberg begangenes Unrecht sollte nicht
unbestraft bleiben. Bei einer Feuersbrunst verloren sie Haus
und Druckerei.