1868 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: Gohr, Robert
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Vergebung der Sünden aufmerksam, die Jesus uns erwirkt
hat. Ebenso stärkte ihn die Musik in seiner Schwermuth. Als
einst der Aufseher über alle Augustinerklöster, Johann von
Staupitz, uach Erfurt kam, gewann er Luthern wegen seiner
Gelehrsamkeit und Frömmigkeit lieb, befreite ihn von allen
niedern Arbeiten und bewirkte sogar, daß er als Professor
an die Universität zu Wittenberg (an der Elbe) kam.
2. Luther war in Wittenberg Lehrer der Gottesgelehr-
samkeit und zugleich Prediger an der Hofkirche des Kurfürsten
von Sachsen. Er blieb auch noch Augustinermöuch und wurde
als solcher einst von seinem Orden zum Papst nach Rom ge-
sandt, damit er diesen einen Bericht erstattete. Luther erschrak
über die Gottlosigkeit der römischen Priester, die das Evan-
gelium von Christo als ein Mährchen verlachten.
Zu der Zeit baute der Papst Leo X. die größte und
schönste Kirche der Welt, die Peterskirche in Rom. Dazu
brauchte er viel Geld. Um dieses zu erlangen verkündigte er
durch die ganze Christenheit folgende Lehre: Christus und die
Heiligen hätten vielmehr gute Werke gethan, als nöthig war.
So wäre ein Schatz von guten Werken vorhanden, den der
Papst verkaufen könne. Wer seine Sünden los sein wolle,
der brauche nur einen Ablaßbrief zu kaufen.
3. Darauf durchzogen Ablaßhäudler alle Länder. Nach
Sachsen kam der Ablaßkrämer Tezel, der den Handel am
ärgsten trieb. Bei ihm konnte man auch für die Sünden
der Todten noch Vergebung kaufen. Sein Versleiu lautete:
Sobald das Geld im Kasten klingt,
Die Seel' aus dem Fegefeuer in den Himmel springt.
Er hatte viel Zulauf von dem abergläubischen Volk. Wenn
nun Luther.seine Beichtkinder darauf hinwies, daß sie ihre
Sünden bereuen müßten, antworteten sie, daß das nicht noth-
wendig sei, da sie sich einen Ablaßbrief gekauft hätten.
Da schlug Luther am 31. October 1517 95 Sätze an die
Schloßkirche zu Wittenberg, worin er den Ablaß verdammt.
Er sprach: Die werden mit ihren Meistern zum Teufel fahren,
die da meinen, Vergebung der Sünden könne durch Geld er-
langt werden.
4. Diese 95 Sätze verbreiteten sich vermöge der Buch-
druckerkunst wie ein Lauffeuer durch ganz Deutschland, und