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1. Theil 1 - S. 44

1880 - Stuttgart : Heitz
44 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. glücklicherweise war aber Theben gerade seine Vaterstadt. Nichts ahnend, wanderte er ruhig daher. Da begegnete ihm auf einem schmalen Stege Lai'os, sein Vater, der eben nach Delphi will, um das Orakel über das Schicksal seines Sohnes zu befragen. Keiner erkennt den Andern. Des Königs Herold befiehlt dem Oedipus auszuweichen; es kommt zum Streite, endlich zur Schlägerei und — der Sohn erschlägt den Vater. Immer noch nichts ahnend, kommt er in die Nähe von Theben. Hier hauste damals ein Ungeheuer, die Sphinx genannt. Ein Löwenkörper endete hinten in einen Drachenschwanz; vorn war der Kopf und Hals eines Mädchens, und oben schwangen sich zwei Flügel. Dies Ungethüm weilte auf einem Felsen, über den alle von und nach Theben Reisende gehen mußten, und legte Jedem ein Räthsel vor. Wer es nicht rathen konnte — und Keiner vermochte es — wurde von ihm aufgefressen. Nun kam Oedipus. „Halt!" brüllte es ihm entgegen; „nicht eher weiter, bis du mein Räthsel errathen hast!" — „Laß hören!" sprach Oedipus. — „Was ist das: des Morgens geht es auf Vieren, des Mittags auf Zweien, des Abends auf Dreien." -— „Der Mensch!" rief Oedipus, „denn in der Kindheit kriecht er auf Händen und Füßen, als Mann geht er aufrecht, und am Abend des Lebens geht der Greis auf den Stab gestützt." — „Leider getroffen!" klagte die Sphinx, und aus Verzweiflung stürzte sie sich den Felsen hinunter. Nun hatte aber Kreon, der Bruder der Jokaste, der damals an deren Stelle regierte, bekannt gemacht, daß, wer die Sphinx überwältigte, die Hand der Königin erhalten und König von Theben werden sollte. Sobald also Oedipus nach Theben kam, strömte ihm das Volk frohlockend entgegen und begrüßte ihn als König. Als solcher heirathete er seine Mutter Jokaste. Anfangs ging Alles gut; endlich aber wurde das Land von einer furchtbaren Pest heimgesucht, und das Orakel, das man befragte, antwortete, sie wurde nicht eher aufhören, bis man die Mörder des Lai'os bestrafe. Man forschte nach, und da fand sich denn, daß der Mann, den Oedipus damals erschlagen hatte, Lai'os gewesen war. Aber daß dieser sein Vater sei, klärte sich erst auf, als Polybos um dieselbe Zeit starb. Denn da Oedipus um diesen als seinen Vater trauern wollte, benahm ihm Periböa den Irrthum. Nun wurde die ganze Sache genauer untersucht, und mit Entsetzen fand man, daß das damals vor seiner Geburt schon ausgesprochene Orakel erfüllt sei. „O wehe mir Unglücklichen!" rief Oedipus; „wird mich nicht die
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