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1. Theil 1 - S. 77

1880 - Stuttgart : Heitz
Sparta. Lykurg. 77 Personen gewöhnt. Jeder Jüngling mußte sich gefallen lassen, daß ihn irgend,ein älterer Mann auf der Straße anhielt, ihn über seine Verrichtung ausfragte und ihm über Dies und Jenes Vorwürfe machte.*) Dann gewöhnte man sich auch, auf vorgelegte Fragen kurze, sinnreiche und treffliche Antworten zu geben; man nannte das lakonische Reden (das Gebiet von Sparta hieß Lakonien). Traten nun die so erzogenen Knaben als Männer ins Leben ein, so abgehärtet, unverwöhnt und mäßig — so war es ihnen ein Leichtes, diese einfache Lebensart fortzusetzen; sie hatten wenig Bedürfnisse, und der, welcher deren recht wenige hat, ist immer reicher als der Weichling. Aber Lykurg hatte auch durch seine Gesetze dafür gesorgt, daß diese Einfachheit im Privatleben erhalten würde. So war verordnet, daß Keiner seine Mahlzeit zu Hause halten durfte. Jeder Bürger mußte monatlich ein bestimmtes Maß von Mehl, Käse, Feigen und Wein liefern, und dafür speisten alle an einer gemeinschaftlichen Tafel. Dazu gab es große Säle, wo Tisch an Tisch stand. Von diesen Mahlzeiten durfte sich Niemand ausschließen; auch war es streng verboten, etwa vorher zu Hause Leckereien zu essen. Sehr delicat aß man übrigens an diesen gemeinschaftlichen Tafeln nicht. Das Hauptgericht war die schwarze Suppe von Blut, die den Spartanern zwar trefflich schmeckte, aber den Fremden, wenn je einmal einer hinkam, gar nicht munden wollte. Nicht viel anders als die Knaben wurden auch die Mädchen erzogen. An die bei uns gewöhnlichen Zerstreuungen des Lebens, an Putz und Bequemlichkeit war bei ihnen eben so wenig als an eine sitzende, häusliche Lebensart zu denken. Die Arbeit im Hause, das Weben und Spinnen überließ man den Sklavinnen. Dafür wurden die Mädchen in besondern Häusern (Gymnasien) im Ringen, *) Dadurch lernten sie das Alter ehren. Einst, als spartanische Gesandte in Athen waren und das Schauspiel besuchten, erschien hier auch ein hochbetagter Greis. Da er aber spät kam, fand er schon alle Plätze besetzt und Keiner rührte sich, ihm Platz zu machen; selbst junge Leute blieben getrost sitzen. Endlich kam er zufällig in die Nähe der spartanischen Gesandten. Sogleich standen diese voll Hochachtung für fein weißes Haar auf und räumten ihm einen Platz in ihrer Mitte ein. Die Athener mochten sich innerlich schämen; sie ehrten aber durch den täuschendsten Beifall das richtige Gefühl der Fremden. „Da wissen also," sprach einer der Gesandten, „die Athener recht gut, was sich schickt, aber sie unterlassen, es zu thun."
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