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1. Theil 1 - S. 85

1880 - Stuttgart : Heitz
Orakel in Delphi. 85 18. Orakel in Delphi. — Olympische Spiele. Mitten im eigentlichen Griechenland, am Fuße des Berges Parnaß, in einer wild schauerlichen Gegend, rings von hohen Bergen eingeschlossen, war eine tiefe Schlucht, aus deren Felsenritzen fortwährend ein erstickender Schwefeldampf emporstieg. Ein Hirt, der in diesen Bergen seine Ziegen weidete, hatte vor langen Zeiten diesen Schwefelpfuhl zufällig entdeckt, und da er wahrnahm, daß die Ziegen, die sich dem Rande des Schlundes näherten, con-, vulfivische Sprünge machten, so ging er selbst hinzu, wurde auch wie betäubt, und nun glaubten er und Alle, die auch hingingen, oder denen er davon erzählte, daß das von einem Gotte herrühre, der die sich Nahenden begeistere. Man baute nun einen Tempel über den Schlund und weihte ihn dem Apollon. Nach und nach bauten die Leute, die mit dem Tempel zu thun hatten, sich Häuser herum, und so entstand eine Stadt, die Delphi hieß. Bei den Priestern dieses Heiligthums holten sich die Griechen und andere Völker — denn überall stand es in hoher Achtung — Rath und Trost, und sowohl Privatpersonen als die Abgesandten der Staaten und der Könige wallsahrteten hierhin. Schon von fern wurden die Besuchenden von heiliger Ehrfurcht erfüllt. Ringsum auf den Rücken der umgebenden Berge glänzten die Zinnen der heiligen Gebäude und die goldenen, silbernen und marmornen Bildsäulen, die von der Dankbarkeit der Fragenden hier in Menge aufgestellt waren. Kam man näher und stieg in den Kessel der Berge hinunter, w» der eigentliche Tempel lag, so trat man in den heiligen Hain ein und wurde von dem düstern Schalten der Lorbeerbäume und Oel-bänme umfangen. Man hörte eine wilde, rauschende Musik, und köstlicher Weihrauch duftete entgegen. Ehe die Fragenden zugelassen wurden, mußten sie sich durch Opfer, Fasten und Bäder vorbereiten und vor Allem die unerläßlichen Geschenke für den Apollo abliefern. Oft mußten diese Opfer mehrmals wiederholt werden, damit die Priester Zeit gewannen, die Fremden auszuforschen. Endlich hieß es, der Gott erlaube, daß sie einträten. In feierlicher Processton, mit rauschender Musik und Lorbeerzweigen bekränzt, wurden sie in das Innere des Tempels geführt, und eine besondere Kapelle ihnen angewiesen. Die Fragen aber mußten auf Täfelchen geschrieben sein, welche die Priester in das Allerheiligste, wo der Dampf emporwallte, trugen und der Pythia, so hieß die Priesterin, übergaben.
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