1880 -
Stuttgart
: Heitz
- Autor: Kurts, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Privatunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Romulus und Remus.
89
19. Rom. 754.
Von wo Italien bevölkert worden ist, läßt sich nicht ausmachen; die ältesten Einwohner mögen zum größten Theile der pelasgischen Urbevölkerung Griechenlands stammverwandt gewesen sein. Aber das weiß man, daß schon srüh von Griechenland aus öfters Colonisten hinüberschifften und sich dort niederließen, so daß Unter-Italien den Namen Groß-Griechenland führte. Die drei Hauptvölker Italiens waren die Etrusker, Sabeller und Latiner. Die Etrusker oder Etrurier im jetzigen Toscana sind als eins der frühesten Völker bekannt; sie hatten eine nicht geringe Cultur. Die wenigen schriftlichen Ueberreste ihrer Sprache sind bis jetzt noch nicht zu deuten gewesen. Von ihnen haben die schöngeformten etrurischen Gefäße noch den Namen, von denen wir an unsern Theekannen und Vasen Nachahmungen sehen*). Die Latiner waren ein Bundesvolk, aus dreißig selbständigen Städten bestehend, unter denen Alba longa den Vorrang und in Kriegszeit die Anführung hatte. Von Alba longa behauptet die Sage, daß des Aeueas und der Lavinia Sohn As kan sie gebaut habe. Hier lebten, etwa 100 Jahre nach Lykurg, zwei Könige, Numitor und Amulius. Sie waren Brüder; das hinderte aber Amnlius nicht, Numitor vom Throne zu stoßen, und damit kein Rächer für ihn aufstehen möchte, tödtete er dessen Sohn durch Meuchelmord auf der Jagd, die Tochter aber, Rhea Sylvia, machte er zur Priesterin der Göttin Vesta, damit sie nie heirathen dürste. Aber sie verband sich insgeheim mit einem Manne — wie die Sage berichtet, mit dem Kriegsgotte Mars — und bekam Zwillinge. Amulius erschrak. Er wollte die Kinder nicht am Leben lassen, ließ sie in eine Mulde legen und in den Fluß, die Tiber, tragen. Zum Glück für die Kinder war diese damals gerade ausgetreten; sie wurden an einen wilden Feigenbaum angetrieben und blieben, als das Wasser gefallen war, hier im Trocknen liegen. Es heißt, eine Wölfin habe sie gefunden und gesäugt, bis der Oberhirt des Amulius, Faustulus, sie fand, und sie seiner Frau Acca Larentia brachte. Hier wurden sie von den guten Leuten groß
*) Die Kunst der Etrusker hat sich wahrscheinlich nach griechischen Vorbildern zu entwickeln angefangen, ist aber ohne die Vollendung derselben zum Stillstand gekommen.