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1. Theil 1 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Cyrus. 105 setzte er hinzu, „damit mein Enkel einen Gespielen habe; du selbst komme heute Abend zum Gastmahle zu mir." Harpagos war voll Freuden, daß der König so gnädig war; er wars sich ihm zu Füßen und ging vergnügt nach Hanse. Am Abend fand er sich zu gehöriger Zeit ein und setzte sich fröhlich zur Tafel. Als der Braten herumgereicht wurde, fetzte man dem Harpagos einen andern vor als den übrigen Gästen. Er ließ es sich trefflich schmecken. Endlich fragte ihn Astyages: „Weißt du wohl, von was für Braten du gegessen hast?" — „Nein, wahrlich," antwortete er, „ich weiß es nicht!" — „Nun," sprach Astyages zu den Bedienten, „so bringt ihm einmal die verdeckte Schüssel da!" — Wie bebte der unglückliche Harpagos zusammen, als er den Deckel abhob und den Kopf und die Glieder feines Sohnes erblickte! „Merkst du nun," rief der unmenschliche Astyages über den Tisch, „was für Wildpret das war, welches dir so gut schmeckte? Siehst du, so bestrafe ich ungehorsame Diener!" — Harpagos hatte Fassung genug, nichts zu erwidern, als: „Alles, was du thust, ist vortrefflich!" Dann sammelte er die Ueberreste feines Kindes und trug sie nach Hause, um sie zu begraben. Astyages ries nun die Magier zu sich und berieth sich mit ihnen. Sie meinten, da der Knabe nun schon König gewesen sei, so sei das Orakel erfüllt, und Astyages brauche sich nicht mehr vor ihm zu fürchten. „So scheint es mir auch," sagte der König, und war nun guten Muthes. Den Cyrus aber — so wurde der Findling nun genannt — schickte er nach Persis zu seinem Vater und zu seiner Mutter Mandane, die voll Freude waren über den ihnen zum zweiten Male geschenkten Sohn. Cyrus wuchs heran und entfaltete feine herrlichen Talente schnell. Nun, glaubte Harpagos, sei der Zeitpunkt gekommen, sich am Könige zu rächen. Er brachte zuerst alle medische Große auf seine Seite, indem er ihnen die Tyrannei des Astyages mit lebhaften Farben schilderte; dann schrieb er an den jungen Cyrus, nähete den Brief in den Bauch eines getödteten Hafen ein und schickte diesen an Cyrus. Der Bote mußte ausdrücklich bestellen, daß kein Anderer als Cyrus selbst den Hasen auffchneiden möchte. Der Prinz that es und fand den Brief. Da er nun den Harpagos aufrichtig liebte, weil er ihm eigentlich fein Leben verdankte, so befolgte er die ihm brieflich gegebenen Vorschriften. Harpagos munterte ihn nämlich auf, sich gegen den grausamen Astyages, der ihm selbst das Leben habe rauben wollen, zu empören. Alles fei
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