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1. Theil 1 - S. 107

1880 - Stuttgart : Heitz
Krösus und Solon. 107 hinzufügen können, daß es schändlich sei, eines Unglücklichen zu spotten. Cyrus war nun Herr von Medien und zugleich von Persis. Nach diesem kleinen Ländchen nannte er nachher das ganze große Reich, welches er sich unterwarf, Persien. Er heißt also mit Recht der Stifter des persischen Reichs, welches über 200 Jahre sich erhalten hat. Er regierte von 560—529 v. Chr. In einer Folge glücklicher Kriege bezwang er alle benachbarten Völker und Länder: Assyrien, Babylonien, Kleinasien und andere, streifte bis an Aegyptens Grenze und drang bis an den Archipel vor. Ehe er das aber konnte, mußte er erst den König Krösus (Kroisos) von Lydien in Kleinasien bezwingen. Dieses Reich stand damals in der Blüthe seiner Macht; unermeßliche Schätze waren in der Königsburg zu Sardes aufgehäuft; Krösus konnte sich für den reichsten Mann seiner Zeit halten. Als er von Cyrus und seinen Fortschritten hörte, gedachte er, ihm Einhalt thun zu können. Bevor er aber den Krieg anfing, fragte er das delphische Orakel um Rath, ob er glücklich sein würde? Um den Apollo recht zu gewinnen, schickte er ihm übermäßige Geschenke, die uns einen Begriff von seinem ungeheuern Reichthums geben. Es waren 117 Goldplatten, so groß und dick wie Ziegelsteine, von denen jede über 2000 Thlr. werth war, ein goldener Löwe, ein großes goldenes und ein silbernes Trinkgeschirr, vier silberne Fässer, ein goldenes und silbernes Gießbecken, zwei goldene Schüsseln, eine goldene Bildsäule und das Halsband und der Gürtel seiner Frau. Außerdem opferte er ihm zu Hause auf einmal 3000 Stiere. Das Orakel antwortete ihm: „Wenn du die Perser angreifst, so wirst du ein großes Reich zu Grunde richten." Eine meisterhaft zweideutige Antwort; denn wer sagte ihm, ob das große Reich Persien oder Lydien sei? Aber Krösus merkte das nicht, sondern freute sich sehr, daß er Persien bezwingen werde. Er beschenkte in seiner Freude alle delphische Priester und fragte bei der Gelegenheit die Pythia: ob er sich lange in seiner Herrschaft behaupten würde? Auch hieraus antwortete sie ihm sehr zweideutig: „So lange, bis ein Maulthier einmal die Meder beherrscht." — „Nun," sprach er, „dann bin ich sicher; ein Maulthier wird doch nicht König von Medien werden?" — Aber das Orakel meinte den Cyrus, welcher der Sohn einer Mederin und eines Persers war, also mit einem Maulthiere verglichen werden konnte. Geschwind rüstete nun Krösus sein Heer und zog bis ins Land der Perser, Alles verwüstend.
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