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1. Theil 1 - S. 135

1880 - Stuttgart : Heitz
Sokrates. 135 etwas war des Alcibiades Hauptlust. Bei Schmausereien, Lustbarkeiten und Schlägereien war er immer der Erste und sein Aufwand war ungeheuer. Obgleich der Purpur damals so theuer war, daß man ihn mit Golde aufwog und daß nur Könige sich darin kleideten, so ließ er sich doch einen Purpurmantel machen, mit dem er über den Markt hin stolzirte, und eine lange Schleppe folgte ihm nach. Sein Schild war von Gold, und man rechnete es ihm als eine besondere Weichlichkeit an, daß er sein Bette, wenn er über die See fuhr, in Riemen aufhängen ließ, um sanfter zu schlafen. Kurz, es verging nicht leicht ein Tag, wo man nicht von Alcibiades irgend etwas zu erzählen gehabt hätte. Aber dennoch war er der Abgott des Volkes; denn er theilte oft Geschenke aus, gab köstliche Schauspiele und war sehr beredt und freundlich gegen Jedermann. Was man Anderen sehr übelgenommen haben würde, nannte man bei ihm — unschuldige Jugendstreiche. Ein einziger Mann war es, vor dem er Hochachtung hatte und sich schämte. Das war der weise Sokrates, ein seltener Mann; denn so häßlich er auch.war, so unwiderstehlich war er doch für Alle, die ihn näher kennen lernten. Früh schon hatte er seinen ganzen Geist auf die Erforschung der Wahrheit und der Natur der Dinge gerichtet. Unablässig dachte er, wenn er allein ging, über die Welt und ihren Ursprung, über die Gottheit, über Unsterblichkeit der Seele, kurz über Alles nach, was dem menschlichen Geiste am wichtigsten sein muß, und kamen dann seine Schüler zu ihm, deren er eine Menge hatte, so theilte er ihnen seine Gedanken mit und aufmerksam hingen ihre Blicke an den Lippen ihres Lehrers, dessen Häßlichkeit dann Jeder schnell vergaß, wenn er mit hinreißender Beredtsamkeit die Tiefen der Natur und der Weisheit ihnen aufschloß. Solche Männer, wie er war, nannte man Philosophen (Freunde der Weisheit). Es gab ihrer viele in Athen. Jeder hatte eine Anzahl Schüler; das waren aber keine Knaben mehr, sondern wißbegierige Männer, und der Unterricht wurde selten in einem besondern Schnlzimmer, sondern auf Spaziergängen, oft im Gehen, ertheilt. Für die Erlaubniß, einem solchen Manne täglich Gesellschaft leisten zu dürfen, wurde gewöhnlich eine gewisse Summe ein für alle Mal bezahlt. Um nun recht vielen Zulauf zu haben, suchten manche dieser Philosophen dadurch Schüler anzulocken, daß sie vorgaben, sie verständen es, ihnen eine ganz besondere Weisheit mitzutheilen; sie lehrten, über jeden gegebenen Gegenstand mit Geist zu sprechen, auf jede Frage
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