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1. Theil 1 - S. 155

1880 - Stuttgart : Heitz
Demosthenes. Diogenes. 155 ihrer Sicherheit aufzurütteln suchte und sie zur Einigkeit und zur Wachsamkeit ermahnte. Leider wurde die Wirkung seiner herrlichen Reden durch andere Volksredner, die von Philipp bestochen waren und der Trägheit des Volks schmeichelten, vereitelt. Griechenland kam unter macedonische Herrschaft, aber Demosthenes hatte den Ruhm, dem Falle des theuern Vaterlandes sich kräftigst entgegengestemmt zu haben. Späterhin wurde er von seinen Mitbürgern verwiesen, wahrscheinlich weil man dem mächtigen Könige von Macedonien, Alexander dem Großen, damit einen Gefallen zu thun glaubte. Als dieser aber todt war, wurde er wieder zurückgerufen. Doch er mußte noch ein Mal die Veränderlichkeit seiner Mitbürger erfahren: man verbannte ihn zum zweiten Male. Er ging nach Kalauria, einer kleinen Insel südwärts von Aegina an der Küste des Peloponnes, und gab sich im Poseidontempel selbst den Tod durch Gift, weil seine Feinde das Heiligthum umstellt hatten und er keinen Ausweg mehr sah. Die Athener haben später seine Ueberreste nach Athen geholt und ihm ein Standbild auf dem Markte errichtet. Ein Mann ganz anderer Art war der Philosoph Diogenes. Er war eigentlich kein Grieche, sondern in Sinope, einer Stadt in Klein-Asien am schwarzen Meere, geboren, aber früh schon nach Athen gekommen. Der Mann hatte schon immer den sehr vernünftigen Grundsatz gehabt, sich so wenig wie möglich Bedürfnisse anzugewöhnen; denn diese machen abhängig und unzufrieden. Nun kam er nach Athen und hörte von dem Philosophen Antisthenes, der nach dem Tode des Sokrates seine Neigung, die äußern Güter und die Sitten des Umganges zu verachten, noch gesteigert hatte und mit zerissenem Mantel, mit ungekämmtem Haare, ungewaschen, mit langem Barte und einem Bettlersacke auf dem Rücken in der Stadt umherging. Dasselbe verlangte er von seinen Schülern. „Das ist mein Mann!" dachte Diogenes. Er ging zu ihm und bat, ihn unter die Zahl seiner Schüler aufzunehmen. Das fchlng ihm aber Antisthenes rund ab; er habe schon so viele, mehr könne er nicht aufnehmen. Allein Diogenes war so auf ihn ersessen, daß er nicht fort wollte, und als Antisthenes böse wurde und einen Stock holte, um den lästigen Gast wegzujagen, rief ihm Diogenes zu: „Schlage nur zu, Antisthenes! Du wirst keinen Stock finden, der hart genug wäre, mich von dir zu treiben." — Diese Beharrlichkeit gefiel dem alten Philosophen; er erkannte, daß Diogenes ein ganz vorzüglich wißbegieriger Mensch sein müsse, und behielt ihn bei sich.
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